„Europäische Kraftwerke“
Das geht aus einer während des „North Sea Summit“ am 18. Mai im dänischen Esbjerg unterzeichneten Erklärung hervor. In Esbjerg trafen sich die Staats- und Regierungschefs und die Energieminister Deutschlands, Dänemarks, der Niederlande und Belgiens. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Energiekommissarin Kadri Simson nahmen an dem Treffen teil, ebenso wie Unternehmensvertreter aus allen beteiligten Ländern.
Mit der Erklärung wurde vereinbart, künftig gemeinsam „hybride“ Offshore-Kooperationsprojekte zu entwickeln, die Windparks gleich mit mehreren Mitgliedstaaten verbinden. So entstehen „Energieinseln” im Meer. Dadurch soll sich der Nordseeraum als „Green Power Plant of Europe“ entwickeln und die EU mit grünem Strom versorgen. Der Hintergrund: Mit Blick auf den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine will Europa seine Abhängigkeit von russischer Energie schnellstmöglich reduzieren und mehr Energiesouveränität gewinnen. Ein Ziel, dem Europa mit dem Ausbau seiner Offshore-Windenergie-Kapazitäten ein großes Stück näherkommen kann.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagte dazu: „Die heutige Vereinbarung der Energieminister ist ein wichtiger Meilenstein der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Sie ist die Grundlage für die ersten echten europäischen Kraftwerke, die zudem Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen. Gemeinsam mit unseren Partnerländern können wir Offshore-Windenergie im Nordseeraum noch schneller und effizienter ausbauen und neue Potentiale für grünen Wasserstoff erschließen. Damit verstärken wir den europäischen Ausbau erneuerbarer Energien und reduzieren so weiter die Abhängigkeit von Gasimporten“. (Wie so ein Windpark auf See eigentlich funktioniert, lesen Sie hier)
Bis 2050 könnten sich die Erzeugungskapazitäten in der Nordsee verzehnfachen
Einen Ausbau der Erzeugungskapazitäten für Offshore-Windenergie in der Nordsee von mindestens 65 Gigawatt (GW) bis 2030 und 150 Gigawatt (GW) bis 2050 haben sich die vier Länder gemeinsam zum Ziel gesetzt. Das entspricht einer Vervierfachung der heutigen Erzeugungskapazität bis 2030 und einer Verzehnfachung bis 2050. Zu den gemeinsamen Zielen gehören auch Strommarktregeln auf EU-Ebene, die eine effektive Integration des Windstroms ins Netz ermöglichen, und eine faire Kosten-Nutzen-Teilung in Kooperationsprojekten zwischen den beteiligten Ländern. Auch die Bedeutung von Finanzierungsinstrumenten und die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren auf EU-Ebene wurde in Esbjerg diskutiert.
Gleichzeitig soll die Kooperation bei der künftigen Erzeugung von grünem Wasserstoff aus Offshore-Windenergie und beim Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur in der Region verstärkt werden. Bundesminister Habeck und der dänische Energieminister Dan Jørgensen haben zudem vereinbart, künftig eng im Bereich grüner Wasserstoff und bei der Entwicklung grenzüberschreitender Infrastruktur zusammenzuarbeiten. Den „Letter of intent“ mit Dänemark finden Sie hier.