Collage mit kleinen Bildern zum Thema Energie © BMWi

Check-up für die Energiewende

Achter Monitoring-Bericht zur Energiewende bescheinigt Fortschritte beim Umbau des Energiesystems und nennt Herausforderungen bei Energieeffizienz, Gebäude und Verkehr.

Mit der Energiewende soll die Energieversorgung in Deutschland umweltfreundlicher werden und weiter sicher sowie bezahlbar bleiben. Dazu wird unsere Energieversorgung grundlegend umgebaut: weg von nuklearen und fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren Energien und mehr Energieeffizienz. Der Weg dahin ist ein echter Langstreckenlauf, bei dem unterwegs immer wieder die "Vitalwerte" der Energiewende sorgsam gemessen werden und die Strecke überprüft wird.

Den regelmäßigen "Check-up" übernimmt der Monitoring-Bericht zur Energiewende. Die am 3. Februar 2021 vom Bundeskabinett beschlossene 8. Ausgabe dokumentiert den Stand der Energiewende für die Jahre 2018 und 2019. Die Monitoring-Berichte sind das Kernstück des 2011 gestarteten Monitoring-Prozesses "Energie der Zukunft", mit dem die Entwicklung der Energiewende fortlaufend begleitet wird: Wo steht die Energiewende? Welche beschlossenen Maßnahmen wurden umgesetzt? Welche Wirkungen entfalten sie? Und werden die Ziele erreicht - oder muss nachgesteuert werden?

Auf 286 Seiten zeigt die aktuelle Ausgabe, dass schon ein gutes Stück Wegstrecke geschafft ist, lässt aber auch die Baustellen nicht aus. Die Energiewende komme in vielen Bereichen deutlich voran und liege insgesamt auf Erfolgskurs. Viele Ziele seien erreicht und sogar übertroffen worden, erklärte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier während der Pressekonferenz zum Monitoring-Bericht am 3. Februar 2021.

Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung übertrifft Ziele

So tragen die erneuerbaren Energien immer stärker zur Stromversorgung in Deutschland bei. Ihr Anteil am Stromverbrauch lag 2019 bei 42 Prozent, 2020 waren es vorläufigen Zahlen zufolge schon rund 46 Prozent. Das Ziel für 2020 von mindestens 35 Prozent Erneuerbaren-Anteil ist damit bereits 2019 übertroffen worden. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 lag der Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch bei nur 6,3 Prozent, im Jahr 2010 waren es 17 Prozent. Innerhalb von neun Jahren hat sich ihr Anteil also mehr als verdoppelt.

Auch der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase sank laut Monitoring-Bericht im Jahr 2019 trotz Wirtschaftswachstum um 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr und um 35,1 Prozent gegenüber 1990. Ein Trend, der sich ersten Abschätzungen zufolge auch im Corona-Jahr 2020 fortgesetzt hat. "Es ist aller Voraussicht nach so, dass wir sogar das 40-Prozent-Ziel (gegenüber 1990) erreicht und übertroffen haben", sagte Altmaier und betonte in diesem Zusammenhang: "Ja, Corona hat eine Rolle gespielt, aber eben nicht nur. Der positive Trend hat deutlich früher eingesetzt und wir wären nach allem was wir wissen auch ohne Corona in die Nähe der Zielerreichung gekommen." Mit der deutlich abnehmenden Stromerzeugung aus Kohle sanken laut Monitoring-Bericht auch die energiebedingten CO2-Emissionen.

Primärenergieverbrauch auf niedrigstem Stand seit Anfang der 70er Jahre

Der Primärenergieverbrauch in Deutschland fiel 2019 auf den niedrigsten Stand seit Anfang der 70er Jahre. Trotz vieler Fortschritte, so eine Bilanz aus dem Monitoring-Bericht, bleibe es aber weiter eine Herausforderung, die ambitionierten Ziele bei Energieverbrauch und Energieeffizienz so schnell wie möglich zu erreichen. Nationales Sorgenkind in diesem Zusammenhang ist vor allem der Verkehrssektor. Hier stieg der Energieverbrauch entgegen der Zielsetzung im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr und dem Referenzjahr 2005 weiter an.

Gute Nachrichten liefert der Bericht zur Sicherheit der Energieversorgung, die demnach auch mit dem Ausstieg aus Kernenergie und Kohle weiter sicher ist. Die Energienachfrage in Deutschland sei jederzeit gedeckt und die Versorgungssicherheit auch im internationalen Vergleich weiter hoch.

Bundesminister Altmaier betonte in der Pressekonferenz zum Monitoring-Bericht auch die Bedeutung der Energiewende als Modernisierungsstrategie. Sie sorge für umfangreiche Investitionen am Wirtschaftsstandort Deutschland und leiste so einen zusätzlichen Beitrag für die wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Pandemie.

Energieexperten nehmen zum Monitoring-Bericht Stellung

Zeitgleich zur Veröffentlichung des Monitoring-Berichts wurde auch die Stellungnahme der unabhängigen Expertenkommission veröffentlicht, die den Monitoring-Prozess zur Energiewende wissenschaftlich begleitet. Die vier Expertinnen und Experten sahen Defizite insbesondere im Bereich der Energieeffizienz sowie beim Einsatz von erneuerbaren Energien im Verkehrs- und Wärmesektor. Positiv bewerteten sie dagegen den Anteil der Erneuerbaren am Bruttoendenergieverbrauch und deren Anteil im Stromsektor. In ihrer Stellungnahme geben sie der Bundesregierung auch einige Vorschläge mit auf den Weg, unter anderem zum ambitionierten Ausbau erneuerbarer Energien, zur weiteren Schaffung leistungsfähiger Übertragungs- und Verteilnetze und für den Aufbau von Wasserstoff-Infrastrukturen mit anderen EU-Staaten.

Fortschrittsbericht und Daten zur Energiewende

Auf Herz und Nieren geprüft wird die Energiewende auch mit dem ausführlicheren Fortschrittsbericht, der alle drei Jahre erscheint und den jeweiligen Monitoring-Bericht erweitert. Während der Monitoring-Bericht vor allem die jährlichen Daten zur Energiewende zusammenfasst und aufbereitet, befasst sich der Fortschrittsbericht auf einer mehrjährigen Datenbasis in Form von Analysen stärker mit den Zukunftsaussichten der Energiewende. Er gibt eine Einschätzung, inwieweit die Ziele der Energiewende erreicht werden können und welche weiteren Maßnahmen dafür nötig sind. Am 6. Juni 2019 hatte die Bundesregierung den 2. Fortschrittsbericht (zugleich 7. Monitoring-Bericht) veröffentlicht.

Die Daten für beide Berichte stammen vor allem aus der amtlichen Energiestatistik. Weitere Daten und Statistiken liefern unter anderem die "Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen", die Bundesnetzagentur, das Umweltbundesamt, das Kraftfahrt-Bundesamt und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung. Die Daten sind auf den Internetseiten des BMWi abrufbar.

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