Was ist eigentlich Ökodesign?
Darum geht's: Wer schon beim Design eines Produkts darüber nachdenkt, wie sich Umweltbelastungen reduzieren lassen, hilft beim Klimaschutz und verbessert die Energieeffizienz der Produkte.
Pünktlich zum Frühjahrsputz gilt noch mehr als bisher "Werkstatt statt Wegwerfen". Für neu auf den Markt gebrachte TV-Geräte, Kühlgeräte, Geschirrspüler, Waschmaschinen und Waschtrockner gelten ab dem 1. März 2021 neben hochgesteckten Anforderungen an den Energieverbrauch auch neue Regeln für Reparaturen: Hersteller müssen wesentliche Ersatzteile und die Reparaturinformationen für deren Einbau für mindestens sieben Jahre vorrätig haben. Die neuen Verordnungen regeln auch, dass der Einbau der Teile "zerstörungsfrei und mit gewöhnlichem Werkzeug" möglich sein muss. Bestimmte Teile, wie zum Beispiel ein Dichtungsgummi beim Kühlschrank, können so künftig von den Verbraucherinnen und Verbrauchern mithilfe des heimischen Werkzeugkastens selbst getauscht werden. Damit bei komplizierteren Reparaturen nichts schief läuft, unterscheiden die neuen Ökodesign-Verordnungen auf einen Vorschlag der Bundesregierung hin zwischen Ersatzteilen für Laien und Fachleute. Was das alles bringt? Die neuen Produkte sind durch die Änderungen nicht nur energiesparender, sondern auch einfacher zu reparieren und damit länger nutzbar - sie werden also insgesamt nachhaltiger.
Ökodesign: Umweltfreundliche Maßstäbe von der Planung bis zur Verwertung
Genau darum geht es auch beim Ökodesign, schon lange bevor ein Produkt auf den Markt kommt. Bereits bei der Planung können die Hersteller mit umweltgerechten Lösungen den gesamten Lebensweg eines Produkts beeinflussen, zum Beispiel die Herstellung und deren Vorstufen, die Verteilung der Produkte, ihre Verwendung und schließlich die Entsorgung.
Die neuen Ökodesign-Verordnungen sind technologieneutral ausgestaltet. Die Umsetzung der Anforderungen ist also den Herstellern selbst überlassen. Um den neuen Anforderungen mit Blick auf den Energieverbrauch gerecht zu werden, müssen sich die Designer schon beim Produktentwurf viele Fragen stellen: "Wie lässt sich der Energie- und Rohstoffbedarf für die Produkte verringern? Wie kann ich die Gebrauchstauglichkeit und Langlebigkeit steigern? Wie wird das Produkt optimal nutzbar?" Dafür machen sie sich unter anderem Gedanken zur Haltbarkeit, Reparaturfreundlichkeit, Anpassbarkeit und Multifunktionalität ihrer Produkte. Jedes noch so gute Produkt hat dennoch irgendwann ausgedient und muss verwertet werden - am besten wiederverwertet. Auch daran wird beim Ökodesign gedacht. Die Hersteller sollen schon in der Planung darauf achten, dass sich die Produkte oder Produktteile wiederaufbereiten lassen und möglichst recyclinggerechte Konstruktionen verwenden. Emissionen sollen verringert und Stoffe mit umwelt- und gesundheitsverträglichen Eigenschaften genutzt werden. Ökodesign ergänzt also die klassischen Anforderungen an die Produktentwicklung wie Funktionalität, Sicherheit, Ergonomie und Preis-Leistungsverhältnis um die Umweltfreundlichkeit.
BMWi hat für Deutschland das bislang größte EU-Maßnahmenpaket zum Ökodesign verhandelt
Mit der Ökodesign-Richtlinie hat die europäische Kommission erstmals im Jahr 2005 einen Rahmen für die Festlegung von Mindestanforderungen an die umweltgerechte Gestaltung von sogenannten energieverbrauchsrelevanten Produkten geschaffen. Sie sorgen auch dafür, dass uneffiziente Produkte nicht mehr auf den Markt gebracht werden dürfen. Die ab März geltenden neuen Verordnungen sind das bislang größte Maßnahmenpaket zum Ökodesign auf europäischer Ebene. Und so wurde das Maßnahmen-Paket geschnürt: Auf Basis der EU-Ökodesign-Richtlinie erarbeitete die Europäische Kommission mit Industrie-, Verbraucher- und Umweltverbänden sowie den Mitgliedstaaten produktspezifische Verordnungen. Wichtigster Inhalt: die Mindestanforderungen an das umweltgerechte Produktdesign bestimmter Produktgruppen.
Europäische Kommission: Neue Regelungen bringen Einsparungen in Höhe des jährlichen Energieverbrauchs Dänemarks
Damit es die Hersteller beim Produktdesign leichter haben, gibt es eine ganze Reihe von Checklisten, Handbüchern und Softwarelösungen, mit denen sich die Ökobilanz von Produkten planen und berechnen lässt.
Solche Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz können helfen, klimaschädliche CO2-Emissionen zu begrenzen und die Energiewende weiter voran zu bringen. Allein durch die neuen Ökodesign-Verordnungen werden nach Berechnungen der Europäischen Kommission bis zum Jahr 2030 jährlich Energieeinsparungen von 167 Terawattstunden (TWh) erzielt. Das entspricht dem jährlichen Energieverbrauch Dänemarks. Nicht nur die Verbraucher profitieren von den neuen Regelungen, auch für die deutschen Hersteller sind hohe europäische Standards für Effizienz und Langlebigkeit ein Wettbewerbsvorteil.