Drei Ingenieure montieren eine Stromleitung. © BMWi/Holger Vonderlind

Gleiche Netzentgelte für alle

Netzentgelte zahlen alle Stromverbraucher, je nach Region fallen sie unterschiedlich aus – die Bundesregierung will Teile davon bis 2023 angleichen.

Mit jeder Stromrechnung haben es die Endverbraucher in Deutschland schwarz auf weiß: Ein beträchtlicher Teil der Summe – nämlich rund 25 Prozent – entfallen auf die sogenannten Netzentgelte. Netzentgelte sind Abgaben für Kosten, die den Netzbetreibern für den Bau, Betrieb und die Instandhaltung der Netze entstehen. Auch die großen "Stromautobahnen", die sogenannten Übertragungsnetze, werden darüber finanziert. Hier setzt nun die erste energiepolitische Maßnahme der neuen Bundesregierung an.

Die vier Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland – TenneT, 50Hertz, Amprion und TransnetBW – geben ihre Kosten für Netzbau und -wartung (also das Netzentgelt) verbrauchsabhängig an die Stromversorger in ihrem Versorgungsgebiet weiter. Dazu kommen übrigens auch Kosten für das sogenannte Management von Netzengpässen. Die Stromanbieter verteilen diese Kosten wiederum verbrauchsabhängig auf ihre Stromkunden.

Weil diese Kosten in verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich ausfallen, sind auch die Netzentgelte, die die Stromkunden zahlen müssen, unterschiedlich hoch. Dort zum Beispiel, wo neue Übertragungsnetze entstehen, um erneuerbare Energie an Verbraucher in anderen Netzgebieten weiterzuleiten, sind die Kosten erheblich höher. So sind sie im Norden und Osten Deutschlands in der Regel viel höher als in anderen Teilen des Landes. Denn dort werden zahlreiche neue Stromleitungen gebaut, die zum Beispiel Windenergie an Verbraucherzentren in den Süden transportieren sollen.

Wer soll dafür bezahlen? Insbesondere die Stromkunden im Norden und Osten oder auch die Stromkunden in windarmen Gebieten, die sich über die gelieferte Energie freuen können?

Klar ist: Der Netzausbau und die Verringerung von Netzengpässen liegen nicht nur im regionalen, sondern im bundesweiten beziehungsweise gesamtgesellschaftlichen Interesse. Deshalb wurden bereits Ende der letzten Legislatur im Juli 2017 mit dem Netzentgeltmodernisierungsgesetz (NEMoG) die gesetzlichen Grundlagen für einheitliche Übertragungsnetzentgelte geschaffen. Die Bundesregierung hat darauf aufbauend am 25. April 2018 die "Verordnung zur schrittweisen Einführung bundeseinheitlicher Übertragungsnetzentgelte" beschlossen, mit der sich der Bundesrat am 8. Juni 2018 befassen wird. Sie ist die erste legislative Maßnahme der neuen Bundesregierung im Energiebereich.

Vereinheitlichung in fünf Schritten bis Januar 2023

Die vom Bundeskabinett verabschiedete Verordnung sieht vor, die Netzentgelte für die Nutzung der Übertragungsnetze in fünf gleich großen Schritten bis Anfang 2023 zu vereinheitlichen. Im ersten Schritt wird für das Jahr 2019 für 20 Prozent der Kosten der Übertragungsnetzbetreiber ein einheitliches Entgelt ermittelt. In den Folgejahren steigt der einheitliche Anteil jeweils um weitere 20 Prozent, so dass bis 2023 dann die gesamten Entgelte für die Übertragungsnetze überall in Deutschland gleich hoch sind.

Was ändert sich für Stromkunden?

Derzeit sind die Übertragungsnetzentgelte in einigen Regionen im Osten und in der Mitte Deutschlands aufgrund der vielen Baustellen fast doppelt so hoch wie in anderen. Es ist zu erwarten, dass dort die Übertragungsnetzentgelte durch die Angleichung sinken können. Insgesamt wird die Stromrechnung, was die Netzentgelte angeht, auf jeden Fall künftig gerechter. Inwieweit die Stromkunden von der Vereinheitlichung profitieren werden, hängt auch davon ab, wie die einzelnen Stromversorger Veränderungen bei den Übertragungsnetzentgelten an den Endkunden weitergeben.

Grundsätzlich kann es sich lohnen, Stromanbieter zu vergleichen und den Versorger gegebenenfalls zu wechseln. Die Bundesnetzagentur hat für das Jahr 2016 errechnet, dass Haushalte im Durchschnitt durch einen Anbieterwechsel 64 Euro im Jahr einsparen können. Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher machen von dieser Möglichkeit Gebrauch. Vergleichsportale bieten Stromkunden einen Überblick über die Angebotsvielfalt. Worauf Stromkunden (und Gaskunden) achten müssen, darüber informiert die Bundesnetzagentur hier.

Darüber hinaus können Stromverbraucher auch durch mehr Energieeffizienz Kosten sparen. Das können Privatpersonen ebenso wie Kommunen und Unternehmen. Tipps dafür gibt es auf www.deutschland-machts-effizient.de.

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