Corona-Folgen verändern Energiemix im 1. Halbjahr 2020
Der Energieverbrauch in Deutschland könnte nach Prognosen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) bis Ende 2020 um sieben bis zwölf Prozent sinken. Grundlage sind Berechnungen für das erste Halbjahr 2020. Demnach hatten die Auswirkungen der Corona-Pandemie den Energieverbrauch um 8,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum schrumpfen lassen. Er lag nach Ablauf der ersten sechs Monate nur noch bei 5.961 Petajoule (PJ) beziehungsweise 203,5 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio t SKE).
Corona-Folgen und milde Witterung lassen Stromverbrauch schrumpfen
Für den gesunkenen Stromverbrauch sind nach Einschätzung der AG Energiebilanzen vor allem die Auswirkungen der Corona-Pandemie verantwortlich. Auch die im Vorjahresvergleich eher milde Witterung sorgte für einen geringeren Verbrauch. Alle wichtigen fossilen Energieträger waren in den ersten sechs Monaten vom Rückgang betroffen. Knapp zwei Drittel des Rückgangs entfielen auf Braun- und Steinkohle, weshalb die AG Energiebilanzen für das erste Halbjahr ebenfalls mit einem deutlichen Rückgang der energiebedingten CO2-Emissionen rechnet. Für das gesamte Jahr 2020 könnte dieser zwischen zehn und 17 Prozent liegen, so die Prognosen.
Erneuerbare Energien steigerten Anteil am Energieverbrauch
Die erneuerbaren Energien steigerten ihren Beitrag zum gesamten Energieverbrauch im ersten Halbjahr 2020. Windkraft und Solarenergie verzeichneten aufgrund günstiger Witterung ein Plus von zehn Prozent. Wasserkraftwerke lieferten ein Prozent mehr Strom, Biomasse büßte dagegen ein Prozent Anteil ein.
Insgesamt hatten die Erneuerbaren in den ersten sechs Monaten einen Anteil am Primärenergieverbrauch von 17,5 Prozent (plus 2,1 %), Mineralöl kam auf 33,9 Prozent (plus 0,7 %), Erdgas auf 27,7 Prozent (plus 1,2 %). Die Kernenergie verringerte ihren Anteil um 0,3 Prozent. Besonders deutlich war der Rückgang bei den Kohlen. Der Beitrag von Braunkohle ging um 2,7 Prozent zurück, der Anteil von Steinkohle sank um 1,6 Prozent. Grundsätzlich bleibt dennoch ein breiter Energiemix kennzeichnend. Primärenergie heißt vor allem die Energie, die mit den ursprünglich vorkommenden Energieformen oder Energiequellen zur Verfügung steht. Das können Brennstoffe, wie zum Beispiel Kohle oder Erdgas aber auch Energieträger wie Sonne, Wind oder Kernbrennstoffe sein.
Negativer Stromaustauschsaldo fällt deutlich geringer aus
Auch in unseren Nachbarländern wurde im ersten Halbjahr 2020 deutlich weniger Strom verbraucht, zusätzlich sank der Erdgaspreis auf ein Rekordtief. Deutschlands negativer Stromaustauschsaldo mit seinen Nachbarn fiel deshalb im ersten Halbjahr wesentlich geringer aus: Die Strommenge, die aus dem Ausland nach Deutschland floss, nahm deutlich zu, die Stromflüsse aus Deutschland in die Nachbarstaaten gingen dagegen zurück.