Windenergie auf See – Volle Kraft voraus
Deutschland, Belgien und Dänemark haben ihre Absicht bekräftigt, die Windenergie auf See bis 2030 weiter auszubauen und dabei in der Nordsee eng zusammenzuarbeiten. Neben den nationalen Maßnahmen soll dabei auch die Möglichkeit gezielter EU-Fördermittel für Zuschüsse in strategische gemeinsame Projekte geprüft werden. Bei der Konferenz "Offshore Wind Energy 2017", die in der vergangenen Woche in London stattfand, unterzeichneten Energiepolitiker der drei Länder gemeinsam mit Vertretern der Windindustrie eine entsprechende Erklärung. Für Deutschland war Rainer Baake, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), in die britische Hauptstadt gereist. Vor einem Jahr hatten sich bereits zehn Nordsee-Anrainerstaaten und die EU-Kommission in einer gemeinsamen Erklärung darauf verständigt, im Energiebereich stärker zusammenzuarbeiten.
Wettrennen um möglichst rasche Technologiesprünge
Ende 2016 waren in Europas Windparks auf See insgesamt 12,63 Gigawatt (GW) Leistung installiert und an das europäische Stromnetz angeschlossen, vorwiegend in der Nordsee (die geografische Verteilung zeigt unsere Infografik). Die Offshore-Industrie verfolgt ambitionierte Ziele: Sie sei bereit, bis 2030 in der Nordsee 60 GW Leistung neu zu installieren, heißt es in der Erklärung. In einer Rede zum Konferenzauftakt sagte Staatssekretär Baake, dass Deutschland mit einem festen Ausbauziel in Höhe von 15 GW einen ganz erheblichen Anteil bis zum Jahr 2030 beisteuern werde. Es zeige sich darüber hinaus ganz klar, dass Europa das kritische Marktvolumen für eine Industrialisierung der Herstellungsprozesse und für eine Optimierung der Logistikkette erreicht habe. Bei den Anlagenherstellern sei ein regelrechtes Wettrennen um möglichst rasche und ausgeprägte Technologiesprünge zu beobachten. Baake hob hervor, dass Deutschland das einzige Land in Europa sei, welches bereits per Gesetz ein Ausbauziel bis 2030 festgelegt habe.
Baake: Mit voller Kraft am Netzausbau arbeiten
In diesem Zusammenhang verwies der Staatssekretär auf den großen Erfolg der ersten Ausschreibungsrunde für Windanlagen auf See in Deutschland, nach der drei der ausgeschriebenen Windparks komplett ohne staatliche Förderung auskommen werden. Er betonte jedoch, dass auch in Zukunft der Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland über Ausschreibungen gesteuert werde, da der Strom zum Verbraucher gelangen müsse. Erst dann würden Null-Cent-Gebote die entsprechende Durchschlagskraft entfalten. Deshalb müssten alle Akteure in Europa mit voller Kraft am Netzausbau arbeiten. Ein zuverlässiger Ausbaupfad für Netze und für Offshore-Windenergie sei wesentlich für eine weitere Kostenoptimierung in der Industrie.
GEEV-Novelle: Grenzüberschreitende Ausschreibungen für Wind an Land
Auch an Land soll die Windkraft zunehmend grenzüberschreitend ausgebaut werden, um die europäische Integration des Energiesektors voranzubringen. Zu diesem Zweck wird in Deutschland die Grenzüberschreitende Erneuerbare-Energien-Verordnung (GEEV) novelliert. Bislang gilt sie nur für Solaranlagen – erste Pilot-Ausschreibungen mit Dänemark fanden statt ¬– künftig soll sie auch Ausschreibungen für Windenergieanlagen an Land ermöglichen.