Kupferproduzent liefert Wärme für einen ganzen Stadtteil
Der Startschuss für eines der deutschlandweit größten Leuchtturm-Projekte zur Nutzung von industrieller Abwärme ist gefallen. Der Kupferproduzent Aurubis AG und der Energiedienstleister enercity Contracting Nord GmbH haben kürzlich einen Vertrag über die Lieferung von industrieller Abwärme unterzeichnet. Mit der bislang ungenutzten Energie soll das Hamburger Stadtviertel Hafencity Ost beheizt werden. Damit setzt das Projekt neue Maßstäbe für die Wärmeversorgung in Städten. Das Vorhaben wird mit acht Millionen Euro aus dem "Energieeffizienzprogramm Abwärme" des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.
Bisher konnte die Abwärme nicht genutzt werden
Der Kupferproduzent Aurubis zählt zu den energieintensiven Industrieunternehmen. Er wird Wärme auskoppeln, die während der Umwandlung von Schwefeldioxid – ein Nebenprodukt, das bei der Kupferschmelze anfällt – zu Schwefelsäure entsteht. Bisher konnte diese Wärmeenergie nicht genutzt werden. Im Frühjahr 2018 soll sich das ändern: Dann werden insgesamt 160.000 Megawattstunden Abwärme nutzbar gemacht. Drei Viertel der Menge wird zu Fernwärme für 6.000 Hamburger Haushalte, und ein Viertel verwendet Aurubis für interne Prozesse. 32.000 Tonnen CO2 lassen sich dadurch einsparen – 20.000 Tonnen durch die Abwärmenutzung in der Hafencity, 12.000 Tonnen durch die Abwärmenutzung auf dem Werksgelände.
Bis es soweit ist, muss eine Reihe von Baumaßnahmen erfolgen. Aurubis wird die Wärme bis an seine Werksgrenze liefern. Dazu muss das Unternehmen die Kontaktanlage, in der das gasförmige Schwefeldioxid in flüssige Schwefelsäure umgewandelt wird, umbauen und eine Wärmetrasse auf seinem Gelände errichten. Die enercity Contracting Nord übernimmt dann den Weitertransport zur Hafencity, baut zu diesem Zweck eine neue Fernwärmetrasse und eine Energiezentrale.
Das Potenzial der Abwärmenutzung im Hamburger Aurubis-Werk ist damit noch lange nicht erschöpft. Die Kontaktanlage besteht aus insgesamt drei Strängen. Aus jedem einzelnen können jährlich etwa 160 Millionen Kilowattstunden (kWh) Wärme ausgekoppelt werden – insgesamt also nahezu 500 Millionen kWh. Da für die Versorgung der östlichen Hafencity die Wärme aus einem Strang ausreicht, wird zunächst nur ein Strang umgebaut. Inwieweit Wärmeenergie für weitere Stadtteile geliefert werden kann, wird gerade geprüft.
Auch kleinere Betriebe werden gefördert
Das Hamburger Projekt soll derweil andere Unternehmen zur Nachahmung animieren – nicht nur in einem solch großen Maßstab. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat das Vorhaben als eines von zehn Leuchtturmprojekten zu energieeffizienter Abwärmenutzung ausgewählt. Mehr zur Förderung von Betrieben im "Energieeffizienzprogramm Abwärme" erfahren Sie auf der Website der Informationsoffensive "Deutschland macht’s effizient".