Was bedeutet eigentlich "Efficiency First"?
Darum geht’s: Mehr aus Energie machen
Wer sein Haus mit Holz, Erdwärme oder Solarkraft beheizt, handelt klimaschonender als jemand, der fossile Brennstoffe nutzt. Richtig nachhaltig wird das Eigenheim aber erst, wenn es neben einer Erneuerbare-Energien-Anlage auch eine gute Wärmedämmung besitzt. Denn so sinkt der Heizenergiebedarf in Gänze. Genau dieser Gedanke steckt hinter dem Begriff "Efficiency First", dem neuen Grundsatz der Energiewende: Die sauberste und günstigste Energie ist die, die gar nicht erst erzeugt werden muss. Denn: Weniger Verbrauch bedeutet auch weniger Kosten für die Erzeugung von Strom und Wärme, für Netze und für Speicher.
"Efficiency First" lässt sich deshalb am besten übersetzen mit: "Vorrang für Energieeffizienz", und zwar überall dort, wo Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz volkswirtschaftlich günstiger sind als die Bereitstellung von Energie. Efficiency First betrifft dabei alle Bereiche, in denen Energie verbraucht wird: nicht nur den Gebäudebereich, sondern zum Beispiel auch die Industrie und den Verkehr. Die bestehenden Effizienzpotenziale sollen besser ausgeschöpft und gleichzeitig der Energiebedarf deutlich gesenkt werden.
Der Dreiklang der Energiewende
Grundsatz zwei: Die Energie, die wir trotz aller Effizienzsteigerungen noch benötigen, soll größtenteils aus erneuerbaren Energien stammen. Der Ausbau der Erneuerbaren bleibt also ein wichtiges Instrument der Energiewende. Wo möglich, soll die etwa durch Solar- oder Geothermie erzeugte Energie direkt vor Ort genutzt werden, ohne die mit Kosten verbundene Umwandlung in Strom, Speicherung und ohne lange Transportwege.
Grundsatz drei: Wo der direkte Einsatz erneuerbarer Energien nicht möglich ist, soll Strom aus erneuerbaren Energiequellen in Zukunft übergreifend in den Sektoren Wärme, Verkehr und Industrie eingesetzt werden – und zwar möglichst energieeffizient (mehr zur sogenannten "Sektorkopplung" lesen Sie hier). Diese drei Elemente – Efficiency First, direkte Nutzung der Erneuerbaren und Sektorkopplung – ergeben den Dreiklang der Energiewende.
Mit dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) hat die Bundesregierung bereits 2014 Energieeffizienz in den Fokus gerückt. Dieses Jahr startete das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit dem Grünbuch Energieeffizienz einen Dialogprozess, um eine langfristige Strategie zur Senkung des Energieverbrauchs in Deutschland zu entwickeln. Damit jeder weiß, wie er ganz leicht selbst aktiv werden kann, hat das BMWi außerdem die Informationsoffensive "Deutschland macht’s effizient" ins Leben gerufen. Auf der dazugehörigen Internetplattform finden sich Tipps für Privathaushalte, Unternehmen und Kommunen, die ihre Energieeffizienz erhöhen und ihre Energiekosten senken wollen.
Prinzip mit Potenzial
Welchen großen volkswirtschaftlichen Effekt "Efficiency First" haben kann, zeigt eine im Jahr 2014 veröffentlichte Studie des Wirtschaftsforschungsunternehmens Prognos und des Instituts für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft. Wird das Energiekonzept der Bundesregierung konsequent umgesetzt, sind im Jahr 2035 mehr als 12 Milliarden Euro an Kosteneinsparungen auf der Energieerzeugungs- und Netzseite möglich.