Fortschritte bei der Trassenplanung
Mit dem steigenden Anteil erneuerbarer Energien am Strommix muss auch das Übertragungsnetz ausgebaut werden. Gab es früher vor allem lokale Kraftwerke, die die Umgebung mit Strom versorgt haben, wird heute zum Beispiel Strom aus Windenergie vor allem im Norden und Osten erzeugt, wo der Wind am stärksten weht. Die größten Stromverbraucher, allen voran Industriebetriebe, sind aber weiter im Süden und Westen Deutschlands ansässig. Der Netzausbau ist deshalb von entscheidender Bedeutung für die Energiewende. Insgesamt müssen in den nächsten Jahren mehr als 7.500 Kilometer Leitungen optimiert, verstärkt oder neu gebaut werden.
Das sogenannte Startnetz bildet die Grundlage für den weiteren Netzausbau. Dazu gehören neben dem bestehenden Netz 22 besonders wichtige Vorhaben, die im Bedarfsplan des Energieleitungsausbaugesetzes (EnLAG) aufgeführt werden. Die Bundesregierung hat nun Zwischenbilanz gezogen: Ein Drittel der dafür notwendigen 1.800 Leitungskilometer ist verlegt, fast die Hälfte genehmigt – so der Stand Ende des ersten Halbjahres 2016. Über die Fortschritte informiert die Bundesregierung in einem Bericht an den Bundestag.
Baake: "Das ist ein wichtiger Fortschritt."
"Der Netzausbau nimmt langsam, aber sicher Fahrt auf", sagte Rainer Baake, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). "Zwar ist die Zahl der tatsächlich realisierten Vorhaben mit 650 Kilometern immer noch zu gering, aber rund 850 Kilometer und damit rund 50 Prozent der EnLAG-Projekte sind genehmigt. Das ist ein wichtiger Fortschritt. Jetzt müssen wir gemeinsam weiter anpacken und den Netzausbau mit voller Kraft voranbringen."
Für die Genehmigung der Vorhaben des EnLAG sind die Länder zuständig. Antragstellung, Bau und Betrieb der Stromleitungen liegen in der Verantwortung der vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber. Diese rechnen bei den EnLAG-Vorhaben mit einer Fertigstellung von rund 45 Prozent der insgesamt 1.800 Leitungskilometer bis Ende 2017 und rund 85 Prozent bis Ende 2020.
Aufbauend auf dem so genannten Startnetz sind zusätzlich 43 Vorhaben nach dem Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG) erforderlich.
Ziel: Bürger frühzeitig einbeziehen
Auch bei den beiden großen Stromautobahnen SuedLink und SuedOstLink, die von Schleswig-Holstein beziehungsweise Sachsen-Anhalt nach Bayern verlaufen werden, schreitet die Planung voran. Die Netzbetreiber TenneT, TransnetBW und 50Hertz haben bei diesen Vorhaben nach dem BBPlG nun mögliche Korridore für den Verlauf der Trassen vorgestellt.
Die Betreiber möchten die Öffentlichkeit in die Planungen einbeziehen, noch bevor sie den Antrag auf Bundesfachplanung und damit Beginn des behördlichen Verfahrens bei der Bundesnetzagentur stellen. Die Antragstellung ist nach Auskunft der Netzbetreiber für kommendes Frühjahr geplant. Das BMWi begrüßt die frühzeitige Einbindung der Öffentlichkeit. Natürlich haben die Bürger auch später noch umfassende Beteiligungsmöglichkeiten, wenn das förmliche Verfahren läuft.
Erdkabel haben Vorrang
Die beiden HGÜ-Leitungen (was das ist, lesen Sie hier) SuedLink und SuedOstLink werden nach den jetzt vorgestellten Plänen der Netzbetreiber voraussichtlich komplett unterirdisch verlaufen. Bereits im vergangenen Jahr wurde der Vorrang von Erdkabeln vor Freileitungen beim Bau dieser Stromautobahnen gesetzlich verankert. Erdkabel erhöhen zwar die Baukosten, sind aber in der Bevölkerung eher akzeptiert als überirdisch verlaufende Leitungen, weil sie weniger in das Landschaftsbild eingreifen. Das BMWi rechnet deshalb damit, dass die Planungsverfahren so abgeschlossen werden können, dass eine Inbetriebnahme der Leitungen SuedLink und SuedOstLink tatsächlich 2025 möglich ist.
Während der genaue Verlauf der Trassen erst noch festgelegt werden muss, sind die Start- und Endpunkte der Stromautobahnen vom Gesetzgeber vorgegeben: Der SuedOstLink führt vom sachsen-anhaltinischen Wolmirstedt bei Magdeburg bis zum bayrischen Ort Isar in der Nähe von Landshut. Der SuedLink startet im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel bzw. Wilster und endet mit einem Teil in Bayern, in Grafenrheinfeld, mit dem anderen Teil in Baden-Württemberg, in Großgartach bei Heilbronn.
Dialogphase für Projekt A-Nord gestartet
Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat Anfang Oktober die erste Dialogphase für eine weitere Stromautobahn gestartet: Für die Gleichstromleitung A-Nord zwischen Emden Ost an der Nordsee und dem Raum Osterath im Rheinland wird unter Einbeziehung der Öffentlichkeit die bestmögliche Verbindung gesucht. Ein Vorschlag für einen Trassenkorridor liegt für dieses Projekt noch nicht vor.