„E“ hat Vorfahrt
Wohin Sie auch reisen, die Autos deutscher Hersteller sind meistens schon da. Gilt das bald auch für Elektroautos?
Die Chancen, die Elektromobilität fürs Klima und die Energiewende bietet, liegen auf der Hand. Lädt man E-Fahrzeuge mit Strom aus Sonne und Wind, fahren sie praktisch ohne Schadstoffausstoß. Deshalb soll künftig belohnt werden, wer E-Fahrer werden will. Darauf haben sich die Bundesregierung und die Autoindustrie geeinigt – ein Aufbruchssignal ins elektrische Zeitalter.
Bis zu 4.000 Euro für E-Neuwagen
Wer sich für ein E-Fahrzeug entscheidet, soll bald kräftig profitieren. Käufern von Elektrofahrzeugen winken künftig 4.000 Euro Kaufprämie. Sie soll bis maximal 2019 gelten. Die Kosten wollen Staat und Automobilindustrie zu je 600 Millionen Euro gemeinsam stemmen. Zuerst muss die Einigung aber noch im Kabinett beschlossen werden.
Damit die Entscheidungen zügig umgesetzt werden können, laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. Zuständig für die Umsetzung ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).
Gabriel: „Ein großer Schritt nach vorn“
Die Entscheidungen seien ein großer Schritt nach vorn, betonte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel auf der Pressekonferenz nach der Einigung. Klicken Sie hier für das Video in voller Länge.
Nachfrage ankurbeln, Markt in Fahrt bringen
Wie ernst es der Bundesregierung mit der Förderung der Elektromobilität ist, unterstreicht sie mit einer Reihe weiterer Entscheidungen, die die Nachfrage ankurbeln und den Markt für E-Mobile in Fahrt bringen sollen. Dass der Fuhrpark des Bundes künftig selbst zu mindestens 20 Prozent elektrisch sein soll, ist nur ein Beispiel. Zentral sind jedoch die Pläne für eine bessere Ladeinfrastruktur. Schließlich rollt ohne ausreichend Stromtankstellen nicht viel auf den Straßen im Land – zumindest nicht elektrisch.
Strom tanken: einfacher und an mehr Orten
Heute gibt es in Deutschland rund 5.800 öffentlich zugängliche Steckdosen für E-Mobile, so genannte Ladepunkte. Allen voran in Berlin mit 433 Ladepunkten, darauf folgen Stuttgart mit 370 und Hamburg mit 203. Doch für eine elektrische Zukunft auf den Straßen im Land reicht das nicht. Damit Strom tanken bundesweit an immer mehr Stromtankstellen möglich wird, soll die Ladeinfrastruktur stärker ausgebaut werden.
Das passt zu einer neuen Regelung, der sogenannten Ladesäulenverordnung, die seit März in Kraft ist. Elektrisches Tanken soll nämlich auch in der Handhabung einfacher werden. Dafür schreibt die Verordnung vor, dass künftig alle neuen Stromtankstellen in Deutschland mit EU-weit einheitlichen Steckern ausgestattet sein müssen. Noch unterscheiden sich diese nämlich von Hersteller zu Hersteller. Zugänge sind manchmal nur per Kundenkarte möglich und komplizierte Abrechnungen machen es Stromtankern schwer. Das soll ein Ende haben.
Schon in den vergangenen Jahren wurden viele Hebel in Bewegung gesetzt, um die Elektromobilität nach vorne zu bringen. Zum Beispiel wurden E-Autos, die bis Ende 2015 zugelassen wurden, zehn statt fünf Jahre von der Kraftfahrzeugsteuer befreit. Außerdem wurden an vielen Straßen Sonderparkflächen geschaffen und Zufahrtsverbote gelockert.
Schluss sein soll künftig auch damit, fürs Stromtanken beim Chef Steuern zahlen zu müssen. Bisher ist es nämlich so: Wenn Arbeitnehmer ihr E-Mobil zum Beispiel in der Tiefgarage des Büros einstöpselten und den Strom des Arbeitgebers tankten, galt dies als geldwerter Vorteil – also als eine Art Bereicherung, die zu versteuern war. Diese Regelung wird derzeit überarbeitet. Noch eine Entscheidung, die elektrisches Fahren attraktiver machen soll.
Auch in der Forschung geht‘s voran
Damit es mit der Elektromobilität immer weiter vorangeht, wird auch die Forschung und Entwicklung weiter unterstützt. Mit 210 Millionen Euro will ihr die Bundesregierung allein in diesem Jahr unter die Arme greifen. Ein Schwerpunkt ist zum Beispiel die Batterieforschung. Schon heute müssen die Weichen gestellt werden, damit die Akkus der Zukunft in Deutschland gefertigt werden können.
Schaufenster für „E-Know-how“
Zudem wurde seit 2012 in sogenannten „Schaufensterregionen“ das Know-how in Sachen E-Mobilität gezielt vergrößert. Woher bekommen E-Mobile ihre Energie? Wie muss die Infrastruktur dafür aussehen? Um Antworten zu finden, arbeiteten Politik, Wissenschaft und Autohersteller zusammen.
Die „Schaufensterregionen“ waren Sachsen-Bayern, Berlin-Brandenburg, Baden-Württemberg und Niedersachsen. Dort kamen mehr als 3.600 Elektrofahrzeuge in Praxistests zum Einsatz: etwa bei Tests auf E-Rad-Schnellwegen, in E-Fahrschulen, in E-Werkstätten oder auch speziell für Langstreckenpendler. Mitte April, kurz vor den Entscheidungen zur Förderung der Elektromobilität, wurden die Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen auf der Ergebniskonferenz „Schaufenster Elektromobilität“ öffentlich vorgestellt. Nachzulesen sind sie im Internet auf www.schaufenster-elektromobilitaet.org.