Was bedeutet eigentlich „Repowering"?
Darum geht’s: „Tuning“ für Windparks
Licht an, Verschwendung aus: Eine Energiesparlampe macht das Wohnzimmer genauso hell wie eine herkömmliche Lampe – bloß mit weniger Strom. Also: Gleiches Ergebnis mit weniger Aufwand. Steckt man mehrere Energiesparlampen in einen Kronleuchter, strahlt der Raum noch heller als mit einer klassischen Glühbirne – ohne, dass die Stromrechnung steigen muss. Mit anderen Worten: besseres Ergebnis mit gleichem Aufwand. Gestatten, das Effizienzprinzip: „Gleiches Ergebnis mit weniger Einsatz“ oder „Besseres Ergebnis mit demselben Einsatz“. Soweit, so theoretisch.
In der Praxis gibt es Methoden, die beide Effekte kombinieren. Sie machen nicht nur mehr aus „demselben“, sie machen sogar mehr aus „weniger“. „Repowering“ ist eine davon.
Aus alt mach effizient
Repowering ist Englisch und wird in der Fachwelt mit „Kraftwerkserneuerung“ übersetzt. Die Idee: Ältere Anlagen oder Teile davon werden durch moderne und leistungsfähigere ersetzt. Dieses „Tuning“ kann grundsätzlich alle Arten von Kraftwerken betreffen. Besonders spannend ist aber der Blick auf Windräder.
Beim Repowering wird häufig ein größerer Windpark mit vielen älteren Anlagen durch einen neuen Windpark mit oft deutlich weniger Anlagen ersetzt. Die neuen Anlagen sind dann in aller Regel viel leistungsstärker und effizienter. Oft kann auf der gleichen Fläche mit weniger Anlagen mehr Strom eingespeist werden.
Immer noch zu theoretisch? Dann werfen wir einen Blick nach Galmsbüll in Nordfriesland. Schon vor zehn Jahren zeigte sich dort den rund 600 Einwohnern, was Repowering leisten kann. 2005 drehten sich in Galmsbüll fast 60 Windräder. Alle zusammen produzierten sie etwa zwölf Megawatt (MW) Strom. Dann kam das Repowering. 38 Windenergieanlagen verschwanden – und die Gesamtleistung stieg auf mehr als 60 MW. Halb so viele Anlagen leisten jetzt also das Fünffache.
2015: 18 Prozent repowert
Chancen wie diese gibt es überall hierzulande. Immerhin drehten Ende 2015 in Deutschland 25.980 Windräder an Land ihre Rotorblätter. Viele davon sind älter als zehn Jahre. Von den modernen Anlagen, die vergangenes Jahr in Betrieb gingen, bauten 18 Prozent auf bestehenden Windrädern auf – die alten Anlagen wurden also „repowert“. Besonders viele dieser Windräder drehen sich in Schleswig-Holstein: Hier lag 2015 die Repowering-Quote bei mehr als 25 Prozent. Zum Vergleich: In Bayern betrug sie weniger als ein Prozent.
Ruhiger, leiser, verträglicher
Neben allen technischen Vorzügen leistet Repowering auch einen wichtigen Beitrag für die Energiewende. Sie bietet die Chance auf mehr Akzeptanz für den Umbau unseres Energiesystems. Insbesondere deshalb, weil „gemächliche“ Windenergieanlagen verträglicher wirken als rasende Rotoren. Drehten sie sich in den Neunzigerjahren bis zu 60 Mal pro Minute, sind es heute nur noch zu bis 20 Umdrehungen. Im Vergleich wirkt ein repowerter Windpark also deutlich ruhiger auf den Betrachter.
Rückenwind durch die Forschung
In den vergangenen Jahren hat die Forschung für erneuerbare Energien dafür gesorgt, dass der Mensch die Kraft des Windes immer besser nutzen kann. Im Jahr 1980 beispielsweise waren Windräder im Schnitt nur 30 Meter hoch. Heute sind es mehr als hundert Meter. Entsprechend größer ist die Stromausbeute. Ein durchschnittliches Windrad sorgte 1980 für 35.000 Kilowattstunden Strom im Jahr. Damit wären heute zehn normale Haushalte versorgt. Festhalten: Moderne Windräder können heute das 600-fache schaffen.