Energiewende global

Mehr Energieeffizienz und Erneuerbare, weniger CO2: Minister und Delegierte aus 74 Ländern diskutierten in Berlin, wie die Erderwärmung eingedämmt werden kann.

Zwei Grad, mehr nicht. Diesen Wert soll die Erderwärmung in diesem Jahrhundert nicht überschreiten. Besser, es sind weniger: 1,5 Grad, wenn möglich. So lautet das erste globale Klimaabkommen der Geschichte. Gesteckt wurde es Ende 2015 als Ergebnis der UN-Klimakonferenz in Paris.

Knapp drei Monate ist das nun her. Vergangene Woche standen die weltweiten Klimaziele wieder oben auf der energiepolitischen Agenda: beim zweiten „Berlin Energy Transition Dialogue“ in Berlin. Minister und Delegierte aus 74 Staaten diskutierten im Auswärtigen Amt, wie die Erderwärmung eingedämmt werden kann.

Klimaziele erreichen – mit der globalen Energiewende

Eine wichtige Antwort: die weltweite Energiepolitik. Sie ist für das Klima der Erde die wichtigste Stellschraube. Schließlich stammen heute drei Viertel der globalen Treibhausgase aus Energieanlagen. „Das zu verändern erfordert internationale Zusammenarbeit“, betonte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel zur Eröffnung der Konferenz. „Deshalb tragen die Energieministerinnen und Energieminister große Verantwortung dafür, die Ziele von Paris zu erreichen.“

In Deutschland sind Sonne, Wind und Co. bereits die Stromquelle Nummer eins, fast jede dritte verbrauchte Kilowattstunde Strom stammt hier aus erneuerbaren Energiequellen (siehe dazu auch „direkt erfasst“). Und auch international steigt das Bewusstsein für den globalen Klimaschutz. Von Dänemark bis Kalifornien setzen immer mehr Länder auf Ökostrom. Weltweit gesehen haben die erneuerbaren Energien 2015 die fossilen Energieträger bei den Investitionen und der neu installierten Kapazität hinter sich gelassen.

Der Umbruch in der Energiewirtschaft hat also nicht nur in Deutschland, sondern auch bereits in weiteren Vorreiterstaaten begonnen. Umso wichtiger ist, dabei, einen guten Kompass zu haben. Die Koordinaten in Deutschland sind klar: Energie muss sauber, sicher und für alle bezahlbar bleiben. „Es ist sicher eine Jahrhundertaufgabe, unsere Energiesysteme zu dekarbonisieren und unsere Energiewirtschaft zukunftsfähig zu machen“, sagte Sigmar Gabriel. Aber Ökonomie und Ökologie seien keine Gegensätze. Im Gegenteil.

Mehr als 300.000 Jobs in der Erneuerbare-Energien-Branche

„Wir können nur Erfolg haben, wenn wir zeigen, dass die Energiewende beides schafft: Klimaschutz und wirtschaftlichen Wohlstand. Und bessere Lebensbedingungen für alle.“ Dass das funktionieren kann, zeigen die Zahlen aus Deutschland. Die erneuerbare Energiebranche beschäftigt heute mehr als 300.000 Menschen – hochqualifiziert, technologieorientiert und gut bezahlt. Das sind zehn Mal so viele, wie einst der Ausbau der Kernenergie an Jobs geschaffen hatte. Zudem gehen heute rund 80 Prozent der Windkraftanlagen aus Deutschland in den Export. „Wir brauchen eine Energiewende, die mit moderner und erfolgreicher Wirtschaft nicht nur vereinbar ist, sondern Impulse setzt und mehr Arbeitsplätze schafft“, so der Bundesminister weiter.

Was Politik und Wirtschaft jetzt leisten müssen

Damit die Energiewende vorangeht und zum Erfolg wird, kommt es auf die Politik und die Wirtschaft gemeinsam an. Bundesminister Sigmar Gabriel hob dafür vier Elemente hervor:

  • „Efficiency first“, also die Reduktion des Energieverbrauchs bei wachsender Wirtschaftsleistung. Dafür seien neue Technologien und Investitionen in Forschung und Entwicklung unerlässlich. Bundesminister Gabriel: „Wer Energie einspart, spart Kosten und ist wirtschaftlich erfolgreicher. Dazu müssen wir Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch entkoppeln. Das hilft den Unternehmen auf den Weltmärkten, es macht sie wettbewerbsfähiger und es schafft wirtschaftlichen Erfolg.“ Die richtigen Technologien könnten die Energieeffizienz um 80 bis 85 Prozent steigern.
  • Die Erneuerbaren stärker an den Markt heranführen und die Kosten weiter senken. Dafür soll in Deutschland ab 2017 das bisherige System der festen Fördersätze hin zu wettbewerblichen Ausschreibungen für Erneuerbare umgestellt werden – nur die günstigsten Angebote bekommen den Zuschlag und die Fördersätze werden am Markt bestimmt (siehe dafür auch diesen Artikel).
  • Den Strommarkt fit für immer mehr erneuerbare Energien machen. Denn ihre Einspeisung schwankt: bei Flaute kein Windstrom, nachts und bei Bewölkung kein Sonnenstrom. Um diese Aufs und Abs auszugleichen, müssen fossile Energien und beispielsweise die Entwicklung von Energiespeicher dem Strommarkt Rückendeckung geben. Welche Form dieser Rückendeckung die preiswerteste und effizienteste ist, muss der Markt zeigen und hierfür die richtigen Signale setzen.
  • Eine moderne Infrastruktur, die den Strom aus Erneuerbaren dorthin bringt, wo er gebraucht wird. Deshalb muss der Ausbau der Netze mit dem Ausbau der Erneuerbaren Schritt halten. Zudem gelingt die Energiewende in Zukunft nur digital, mit intelligenten Netzen sowie Mess- und Steuerungstechnologien.

Elemente verzahnen

„Wir müssen alle diese Elemente so verzahnen, dass das Ganze zu einem System wird und funktioniert – und eine sichere Versorgung zu bezahlbaren Preisen garantiert“, so der Bundeswirtschaftsminister. „Erfreulich ist, dass Energiethemen auch auf internationaler Ebene eine immer wichtigere Rolle spielen." Der Weg Europas in eine Energieunion sei der einzig richtige Weg. Erst im Juni 2015 habe Deutschland mit seinen elektrischen Nachbarn verabredet, bei der Versorgungssicherheit noch stärker zusammenzuarbeiten. Diesen Willen zur internationalen Kooperation zeige Deutschland auch durch seine Energiepartnerschaften.

„Energiewende“ – ein weltweiter Begriff

Der zweite „Berlin Energy Transition Dialogue“ hat gezeigt, dass die Energiewende über Grenzen hinweg zum Thema geworden ist. Das bekräftigte übrigens auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier: Egal auf welchen Kontinent er reise, überall sei das Interesse an der deutschen Energiepolitik so groß, dass das Wort „Energiewende“ zu einem stehenden Begriff geworden sei. „Ganz egal in welcher Sprache.“

Um die Rede von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel in voller Länge zu sehen, klicken Sie bitte oben auf das Bild.

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