Was ist ein "Prosumer"?
Darum geht’s: Die Energiewende aktiv gestalten und profitieren
Salat aus dem Supermarkt nebenan oder lieber aus dem eigenen Garten? Wofür man sich auch entscheidet – wer beides kann, ist ein "Prosumer". Das Wort vereint die Worte "producer" (englisch für Hersteller) und "consumer" (englisch für Verbraucher). Prosumer sind also Menschen, die ein bestimmtes Gut sowohl produzieren als auch konsumieren können – in diesem Fall Salat. Bei ihnen verschwimmen die Grenzen zwischen Produzent und Verbraucher. Erst recht, wenn sie das knackige Gemüse auch noch an den Nachbarn verkaufen.
So ähnlich wie mit Salat verhält es sich im Zuge der Energiewende zunehmend auch beim Ökostrom: Verbraucher können gleichzeitig Strom beziehen und beispielsweise über die Solaranlage auf dem Dach auch produzieren und ins Netz einspeisen. Auch Wärme wird zunehmend durch Wärmepumpen und solarthermische Anlagen im eigenen Keller erzeugt – und im Zuge der Energiewende immer attraktiver. Kurzum: Die Energiewende überwindet die alte Trennung in Erzeuger und Verbraucher von Strom- und Wärme und schafft einen neuen Typus, der beides sein kann: den Prosumer.
Heute Verbraucher, morgen Prosumer
Als Prosumer nehmen Verbraucher aktiv am Energiemarkt teil. Wie sie das tun, zeigt sich am Beispiel der Solaranlage auf dem Dach eines privaten Haushalts: Schiebt sich eine Wolke vor die Sonne, obwohl der Strombedarf hoch ist, erzeugt die Solaranlage keinen Strom mehr und der Hausbesitzer muss den Strom vom Markt beziehen. Erzeugt die Solaranlage hingegen Strom, der gerade nicht benötigt wird, wird der überflüssige Strom ins Netz eingespeist. Der Haushalt wird damit zum Stromerzeuger, wie ein kleines Energieversorgungsunternehmen. Aber nicht nur das. Ökostrom ist klimafreundlich. Als Prosumer lassen Verbraucher damit nicht nur die Energiewende zu einem Erfolg werden. Sie leisten auch einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele.
Flexibilität ist in Zukunft das A und O
Und selbst ohne Solaranlage auf dem Dach können Haushalte künftig Prosumer sein. Denn auch ein flexibler Umgang mit Energie kann einen Beitrag zum Erfolg der Energiewende leisten. Gemeint ist, Strom immer dann zu verbrauchen, wenn es gerade viel davon gibt, und weniger, wenn es knapper ist. Denn wo die Stromeinspeisung aus erneuerbare Energien mit Wind und Wetter schwankt, da muss flexibel reagiert werden. Egal ob beim Einschalten der Waschmaschine oder beim Aufladen des Elektroautos – warum nicht immer dann den Strom verbrauchen, wenn es besonders viel davon gibt? Sind die notwendigen Voraussetzungen hierfür geschaffen, können Endverbraucher immer öfter mithelfen, das ganze Stromsystem stabil zu halten und damit einen Beitrag zur Versorgungssicherheit zu leisten. Auch für den eigenen Geldbeutel kann dies lukrativ sein. Voraussetzung ist, dass die Versorger künftig Strompreise anbieten, die das veränderte Stromangebot preislich abbilden. Zu Tageszeiten mit hohem Stromangebot und geringer Nachfrage sind die Preise niedriger, bei geringem Stromangebot und hoher Nachfrage höher. Schaltet sich die Waschmaschine immer dann an, wenn Strom gerade besonders günstig ist, kann bares Geld gespart werden.
Digitalisierung und Strommarkt 2.0 = Chancen für Prosumer
Wichtiger Wegbereiter für diese Möglichkeiten ist die Digitalisierung der Energiewende. Intelligente Stromzähler, intelligente Hausgeräte, intelligente Stromnetze ("Smart Grids") – die Technologien für ein schlaues Zusammenspiel aus Stromerzeugung und -verbrauch sind weit entwickelt. Jetzt geht es darum, sie schrittweise einzuführen und klug miteinander zu vernetzen. Das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewirtschaft soll hierfür den rechtlichen Rahmen schaffen. "Mitdenkende" Zähler helfen dabei, Strom aus erneuerbaren Energien in den Strommarkt zu integrieren und Stromangebot und -nachfrage in Einklang zu bringen. Für Prosumer zentral: Intelligente Stromzähler und Hausgeräte – kurz: das sogenannte "Smart Home" – machen den Energieverbrauch sichtbar, sorgen für den flexiblen Energieeinsatz und motivieren so zum Energiesparen.
Im Herbst letzten Jahres hat das Bundeskabinett eine weitere wichtige Weiche für mehr Flexibilität im Strommarkt gestellt: In dem von ihm beschlossenen Entwurf des Strommarktgesetzes sind die Rahmenbedingungen für den so genannten Strommarkt 2.0 definiert. Mit dem Gesetz sollen die Marktmechanismen gestärkt und das gesamte Stromsystem flexibler werden. Der Strommarkt 2.0 soll so für eine effiziente Stromversorgung bei wachsenden Anteilen erneuerbarer Energien sorgen. Zugleich soll er die Versorgungssicherheit auf hohem Niveau gewährleisten. Das Strommarktgesetz soll noch dieses Jahr in Kraft treten.