Pumpspeicher oder Batterien: Welche Technologie eignet sich besser als Ökostrom-Speicher?

Zu dieser Frage äußern sich Dr. René Kühne, Leiter Produktion des Geschäftsbereichs Hydro Germany bei Vattenfall, und Prof. Volker Quaschning, Sprecher des Studiengangs Regenerative Energien an der HTW Berlin.

PRO Pumpspeicher: Dr. René Kühne

Dr. René Kühne, Leiter Produktion des Geschäftsbereichs Hydro Germany bei Vattenfall © Vattenfall GmbH

Die Energiewende in Deutschland zeigt es: die Stromerzeugung aus Wind und Sonne wächst weiter stetig – und mit ihr die Aufgabe, das schwankende Stromangebot und die Stromnachfrage zu jeder Tages- und Nachtzeit im Gleichgewicht zu halten. Mittlerweile vergeht kein Tag, an dem nicht über die komplexen Herausforderungen der Energiewende mit Blick auf die Stabilität des Stromnetzes berichtet wird. Die Sonnenfinsternis aus dem Frühjahr dieses Jahres war hier nur ein Extrembeispiel.

Um die hohe Versorgungssicherheit mit Strom in Deutschland bei einem gleichzeitig angestrebten Anteil von 80 Prozent erneuerbarer Energien im System auch zukünftig zu gewährleisten, bedarf es des Ausbaus der Stromnetze sowie der effizienten Nutzung und weiteren Schaffung von großen Speicherkapazitäten. Darüber besteht grundsätzlich Einigkeit. Experten diskutieren allerdings insbesondere bei den Speichern nach wie vor intensiv über die Fragen des "Wann?", "Wieviel?" und "Wie?". Gerade bei der Frage nach dem "Wie" – welche Speichertechnologie ist die am besten geeignete? – hat man mitunter den Eindruck, dass hier Denkschulen aufeinander prallen.

Um die breit gefächerte Diskussion einzugrenzen: "Pumpspeicher oder Batterien? – Was ist besser?" – diese Frage stellt sich ehrlicherweise so nicht. Beide Technologien haben ihren Platz im deutschen Stromsystem, mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen. Batterien werden zukünftig eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, dem System schnell Leistung zuzuführen oder abzunehmen. Pumpspeicher hingegen sind bereits heute diejenigen Speicher, die als einzige verfügbare und ausgereifte Technologie wirklich große Mengen an Strom aufnehmen oder abgeben können – neben ihren vielfältigen weiteren Aufgaben für das Stromsystem. Wir haben sie also schon seit Jahrzehnten im Einsatz, die Batterien in den Bergen, wie die Pumpspeicher aufgrund ihrer geografischen Lage bezeichnet wurden. Vor diesem Hintergrund gilt es einmal mehr kritisch zu hinterfragen, warum Pumpspeicher vor dem Gesetz nach wie vor in eine Reihe mit Kühlschrank, Backofen & Co. gestellt und abgabenseitig als sogenannte Letztverbraucher eingestuft werden, was sie de facto nicht sind.

Dr. René Kühne ist Leiter Produktion des Geschäftsbereichs Hydro Germany bei Vattenfall.

PRO Batterie: Prof. Dr. Volker Quaschning

Prof. Dr. Volker Quaschning, Sprecher des Studiengangs Regenerative Energien an der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin © HTW Berlin / Jennifer Weber

Die Erneuerbaren Energien deckten 2014 nur 11,1 Prozent unseres Primärenergiebedarfs. Setzen wir die Energiewende im Tempo der letzten 14 Jahre fort, wird die Dekarbonisierung in Deutschland erst 2155 abgeschlossen sein. Wollen wir das Klima wirksam schützen und das vielbeschworene 2-Grad-Limit sicher einhalten, muss unsere Energieversorgung aber schon 2040 ganz ohne fossile Energieträger auskommen. Den Löwenanteil des künftigen Energiebedarfs werden Windkraft und Photovoltaik decken müssen, die dafür jeweils eine installierte Leistung in der Größenordnung von 200 GW benötigen. Übertragungsleitungen können die dann auftretenden Angebotsschwankungen nicht ausgleichen. Hierfür brauchen wir neue Speicher.

Allein für den Tag-Nacht-Ausgleich ist an sonnigen Tagen künftig eine Speicherkapazität von bis zu 500 GWh erforderlich. Die bestehenden Pumpspeicherkraftwerke sind mit 40 GWh dafür zwar hilfreich, aber leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Ausbaupotenziale in Deutschland sind stark begrenzt. Möchte man Pumpspeicher in anderen Ländern anzapfen, sind gigantische Leistungstrassen nötig, die allein aus Akzeptanzgründen kaum durchsetzbar sind. Das Potenzial dezentraler Batteriespeicher wird hingegen häufig unterschätzt und überschreitet das von Pumpspeichern erheblich. Sie lassen sich direkt von und bei den Verbrauchern errichten. Das steigert die Akzeptanz der Energiewende. Die Renditeerwartungen von Bürgern sind zudem geringer als von Energiekonzernen und innovative Unternehmen wie Tesla sind dabei, Speicher zu regelrechten Mainstreamprodukten zu entwickeln. Für den saisonalen Ausgleich müssen dezentrale Solarstromspeicher noch durch die Power-To-Gas-Technologie ergänzt werden. Technisch und ökonomisch ist damit eine vollständig regenerative Energieversorgung realisierbar. Und wenn die Politik den Mut aufbringt, endlich das nötige Tempo bei der Energiewende zuzulassen, können wir so auch die Klimaschutzziele erreichen und damit die Lebensgrundlagen unserer Kinder sichern.

Prof. Volker Quaschning ist Sprecher des Studiengangs Regenerative Energien an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin.

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