Was ist eigentlich ein Stresstest?
Darum geht’s: Rückstellungen für den Atomausstieg
Der Verursacher trägt die Verantwortung: Energieversorger, die in Deutschland Atomkraftwerke betreiben, müssen die Kosten für den Ausstieg aus der Kernenergie stemmen (siehe Artikel "Stressfrei aussteigen"). In diesem Zusammenhang mussten sich die Unternehmen EnBW, E.ON, RWE, Vattenfall und die Stadtwerke München seit dem Sommer einem mehrmonatigen "Stresstest" unterziehen. Das Testergebnis wurde in einer "Gutachtlichen Stellungnahme zur Bewertung der künftigen Entsorgungsverpflichtungen im Kernenergiebereich" festgehalten und am 10. Oktober 2015 veröffentlicht.
Unter anderem ging es in dem Stresstest um folgende Fragen: Sind die bilanzierten Rückstellungswerte vollständig? Entsprechen die Rückstellungen internationalen Rechnungslegungsstandards? Eignen sich die Vermögenswerte überhaupt, um die Kosten für den Atomausstieg zu decken? Das Ergebnis fiel positiv aus. Die betroffenen Unternehmen haben bei den Rückstellungen für den Atomausstieg, zu denen sie gesetzlich verpflichtet sind, alles richtig gemacht.
Was ist so stressig an dem Test?
Aber wieso wird ein Expertengutachten ausgerechnet als "Stresstest" bezeichnet? Der Antwort nähert man sich beim Rückblick auf das Jahr 2011. Damals kürte die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) den Begriff "Stresstest" zum Wort des Jahres. Ursprünglich stamme er aus der Humanmedizin, so die GfdS. Dort steht der Begriff für einen Belastbarkeitstest des menschlichen Körpers. "Stress" kann also als "Belastung" verstanden werden – und zwar in den verschiedensten Bereichen: etwa in Bezug auf die Belastbarkeit von Banken, Bauprojekten und sogar im Zusammenhang mit Beziehungskrisen. In Sachen Kernenergie sind damit die Kosten für Rückbau und Entsorgung des Atommülls gemeint. Mittlerweile ist Stresstest als fester Bestandteil der Alltagssprache anzusehen, meint die GfdS.