Herr Gabriel, was bringt die Energiekooperation für Deutschland?

"Wenn man regional zusammenarbeitet, kann man sich gegenseitig aushelfen", sagt Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und betont damit die Bedeutung der Energiekooperation der "elektrischen Nachbarn". Drei Journalisten-Fragen an den Bundeswirtschaftsminister am Rande des EU-Energieministerrats.

Hören Sie in der Audiodatei ein Kurzinterview mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel zur Energiekooperation. Das Foto zeigt Gabriel bei der Unterzeichnung der Vereinbarung gemeinsam mit der belgischen Energieministerin Marie-Christine Marghem. © Charles Caratini/ Rat der EU, Luxemburg

Was bringt die Energiekooperation für Deutschland?

Sigmar Gabriel: Was wir heute erreicht haben, wird in ein paar Jahren als Meilenstein der europäischen Energiepolitik betrachtet werden: Wir haben eine Vereinbarung unterzeichnet, dass wir uns gegenseitig mit allen "elektrischen Nachbarn" Deutschlands – also nicht nur denen, mit denen wir eine Grenze haben, sondern zum Beispiel auch Norwegen und Schweden – Versorgungssicherheit zusagen. Wir schauen nicht mehr nur auf den nationalen Markt, sondern wir schauen auf den regionalen Markt. Das wird uns helfen, Kosten zu sparen, es wird Effizienz bedeuten – und für alle anderen bedeutet es zum ersten Mal, dass Deutschland seine Energiewende nicht mehr nur national betrachtet: Wenn man ehrlich ist, hat es in den letzten Jahren im Rest Europas wachsende Sorgen gegeben, dass Deutschland immer nur auf sich selber schaut und nicht sieht, welche Konsequenzen das für die Nachbarländer hat. Das ist jetzt endgültig zu Ende. Der große Vorteil für die Verbraucher ist: Wir bauen keine Überkapazitäten auf, sondern sichern uns gegenseitig Versorgungssicherheit zu. Das ist ein großer Schritt nach vorne.

Trotzdem haben nicht alle europäischen Staaten die Erklärung unterschrieben. Gibt es in Europa Zweifel?

In erster Linie gibt es geografische Grenzen: Sie müssen schon mit denjenigen anfangen zusammenzuarbeiten, die direkte Verbindungen zu uns haben. Aber das Ziel der Europäischen Kommission ist es, dass das, was wir hier vorgemacht haben, am Ende für ganz Europa gelten soll. Dafür wird man noch viel in den Ausbau der Netze investieren müssen. Wir haben das nun mit denen gemacht, mit denen das jetzt möglich ist. Das sind immerhin zwölf Staaten. Das ist eine ganze Menge.

Glauben Sie, dass sich dadurch auch der Markt für erneuerbare Energien in Europa vergrößern kann?

Das ist das Ziel: den Markt zu vergrößern. Aber eben vor allen Dingen darauf zu achten, das wir nicht mehr Kapazitäten zubauen, als wir wirklich brauchen. Denn wenn man immer nur national hinschaut, dann muss man auf den Tag bauen, an dem sozusagen die Last am höchsten ist. Wenn man aber regional zusammenarbeitet, dann kann man sich gegenseitig aushelfen. Dafür muss man die Elektrizitätsnetze miteinander verbinden. Das gelingt gut; also ich bin sehr froh, dass uns das gelungen ist.

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