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Illustration: Haus und Bäume unter einer Lupe © BMWK

Was sind eigentlich Kohlenstoff-Senken?

Um den von Menschen verursachten Klimawandel zu begrenzen, darf nur noch eine begrenzte Menge an CO₂ ausgestoßen werden. Warum negative Emissionen dabei etwas Positives sind? Hier entlang für einen Blick in die Versenkung.

Darum geht´s: Eine Kohlenstoffsenke nimmt CO2 auf und reduziert damit die CO2-Konzentration in der ⁠Atmosphäre. Das wird auch als Negativemission bezeichnet.

Kaum ein Kind, dass den Begriff Klimawandel nicht kennt: Vom Menschen verursachte Treibhausgasemissionen haben in den vergangenen Jahrzehnten zu Klimaveränderungen geführt, die die globalen Durchschnittstemperaturen deutlich ansteigen lassen. Wie viele andere Länder hat sich deshalb auch Deutschland ambitionierte Klimaziele gesetzt: Bis zum Jahr 2030 sollen die Treibhausgasemissionen um mindestens 65 Prozent gegenüber 1990 zurückgehen. Bis 2040 soll eine Minderung von mindestens 88 Prozent erreicht werden. Zum Jahr 2045 will Deutschland die Treibhausgasemissionen schließlich so weit mindern, dass Netto-Treibhausgasneutralität erreicht wird. Verbleibende unvermeidbare Restemissionen müssen dann durch Senken ausgeglichen werden.

Treibhausgasminderungen allein reichen nicht aus

Prognosen und Berechnungen, unter anderem des Weltklimarates, zeigen, dass Treibhausgasminderungen allein nicht ausreichen werden, um den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf weniger als 1,5 Grad zu begrenzen. Diese Grenze ist im Pariser Klimaabkommen als Marke für die Unumkehrbarkeit des Klimawandels mit schwerwiegenden und irreversiblen Folgen für Menschen und Ökosysteme auf der Erde festgehalten worden. Das globale CO2-Budget (um unter einer Erwärmung von 1,5°C zu bleiben) könnte aber laut Weltklimarat bei den aktuellen globalen Emissionen bis 2030 aufgebraucht sein.

Zusätzlich zu den weltweiten Klimaschutzbemühungen wird es deshalb zukünftig nötig sein, mehr CO2 aus der Atmosphäre zu entnehmen und dauerhaft zu speichern als im selben Zeitraum freigesetzt wird. Die europäische Union und Deutschland wollen diesen Zustand mit dann netto-negativen Treibhausgasemissionen bereits nach dem Jahr 2050 erreichen.

Eckpunktepapier zur „Langfriststrategie Negativemissionen“ veröffentlicht

Die dafür notwendigen CO2-Entnahmen aus der Atmosphäre werden auch als Negativemissionen bezeichnet, sind aber durchweg etwas Gutes! Die Bundesregierung hat dazu im Februar 2024 ein Eckpunktepapier veröffentlicht, in dem sie ihre „Langfriststrategie Negativemissionen“ skizziert. Auf Grundlage des Papiers wird in einem Beteiligungsprozess aktuell eine umfassende Strategie erarbeitet. In Kürze startet eine Onlinebeteiligung mit dem Schwerpunkt auf der Bewertung der Methoden und Technologien für Negativemissionen. Mehr Informationen zur Beteiligung finden Sie auf der Internetseite zur Langfriststrategie Negativemissionen.

Wie aber lässt sich CO2 denn nun aus der Atmosphäre wieder entnehmen und speichern? Hier einige Beispiele: Schon vorhanden sind die vielen natürlichen Senken, zu denen beispielsweise Wälder und Moore gehören. Sie binden CO2 in ausschließlich natürlichen Prozessen und sorgen so für eine geringere Konzentration in der Atmosphäre. Hier gilt, je mehr geeignete Wald- und Moorflächen als Speicher zur Verfügung stehen, desto besser.

Eine weitere Möglichkeit ist die beschleunigte Verwitterung von Gestein. Diese kann helfen, CO2 aus der Luft zu holen. Normalerweise ist die Verwitterung ein langsamer natürlicher Prozess, bei dem Mineralien CO2 chemisch binden. Dieser Prozess lässt sich durch Ausbringen von gemahlenem Gestein beschleunigen.

Je mehr Möglichkeiten der CO2-Speicherung, desto besser

Vielversprechend ist auch die geologische Speicherung von CO2 aus der Atmosphäre. Für das sogenannte Direct Air Carbon Capture and Storage (DACCS) wird CO2 über technische Anlagen direkt aus der Umgebungsluft abgeschieden, um es anschließend einer geologischen Speicherung zuzuführen.

Auch zuvor über Pflanzen aus der Atmosphäre entnommenes CO2 kann so technisch dauerhaft gespeichert werden. Dabei kann der pflanzliche Kohlenstoff zunächst energetisch genutzt und das dabei entstehende CO2 dann technisch abgeschieden und gespeichert werden. Die Grundlagen für dieses Bio Energy with Carbon Capture and Storage (BECCS) und das oben genannte DACCS werden in der Carbon Management Strategie geschaffen.

Negativemissionen könnten also ein Stück weit helfen, den Klimawandel einzudämmen. Sie allein sind aber keine Lösung für den Klimaschutz und meistens auch mit hohen Kosten verbunden. Ohne eine tiefgreifende, rasche und anhaltende Minderung der Treibhausgas-Emissionen sind die Klimaziele nicht zu erreichen und zu halten.

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