Was ist eigentlich die IEA?
Die IEA wurde 1974 im Zuge der weltweiten Ölkrise mit der Absicht gegründet, im Fall erneut auftretender Krisen koordinierte Maßnahmen zur Sicherung der Ölversorgung ergreifen zu können. Heute gilt sie als eine der zentralen globalen Energieorganisationen. Als eigenständige Einrichtung innerhalb der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) ist sie die Stimme der Energie verbrauchenden Länder, darunter auch Deutschland, das bereits seit 1974 Teil der IEA ist. Aktuell vereint die Internationale Energieagentur 31 OECD-Staaten, 13 Assoziierungsländer und vier Beitrittsländer.
Dabei stehen immer noch die Themen Energiesicherheit und Wirtschaftswachstum im Vordergrund, aber auch der Umwelt- und Klimaschutz. Erklärtes Ziel der Arbeit innerhalb der IEA ist es, zuverlässige, erschwingliche und saubere Energie für alle Menschen in ihren Mitgliedsstaaten zu gewährleisten.
Internationaler Erfahrungsaustausch in fast allen Bereichen der Energiepolitik
Die Arbeitsschwerpunkte der IEA haben sich dabei in den vergangenen Jahrzehnten weiterentwickelt und erweitert, hin zu einer nachhaltigen Energiepolitik, der Erarbeitung von Marktreformen, der Entwicklung innovativer Energietechnologien und der zunehmenden, aktiven Einbindung von Schwellenländern in energiepolitische Fragen.
Bis heute hat sich die IEA zu einem zentralen Forum für den internationalen Erfahrungsaustausch in nahezu allen Energiepolitikbereichen entwickelt. Fragen der Entwicklung der Erneuerbaren Energien und ihrer Integration in die Energiesysteme sind dabei besonders wichtig. Regelmäßige IEA-Länderprüfungen mit energiepolitischen Empfehlungen sowie der jährlich erscheinende World Energy Outlook (WEO) finden weltweit bei der Formulierung nationaler Energiepolitik hohe Beachtung.
World Energy Outlook (WEO) zeigt Entwicklungsszenarien bis 2050
Die aktuelle Ausgabe des WEO analysiert auf der Grundlage neuester Daten und Marktentwicklungen zukünftige Entwicklungsszenarien auf den Energiemärkten bis 2050. Um die bestmöglichen Zukunftsprognosen treffen zu können, untersucht der Bericht die Entwicklungen in drei verschiedenen Szenarien.
Das Stated Policies Scenario (STEPS) zeichnet einen Entwicklungspfad auf der Grundlage des aktuellen politischen Handlungsrahmens. Das Announced Pledges Scenario (APS) basiert auf der Annahme, dass alle ambitionierten Zielsetzungen der Regierungen - auch ihre langfristigen Klimaneutralitäts- und Energiesicherheitsziele - vollständig und im gesteckten Zeitrahmen umgesetzt werden. Das Net Zero Emissions by 2050 Scenario (NZE) skizziert einen Weg, um den mittleren globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen und gleichzeitig den Zugang zu modernen Energiequellen bis zum Jahr 2030 weltweit allgemein verfügbar zu machen.
Drei strukturelle Veränderungen prägen 2023 die Erkenntnisse aller WEO-Szenarien: Der außerordentliche Anstieg sauberer Energietechnologien kombiniert mit einer Verlangsamung sowie Neuausrichtung des chinesischen Wirtschaftswachstums (vor allem hin zu den Bereichen elektrische Fahrzeuge und solare Photovoltaik) ändern die Ausrichtung globaler Energietrends.
Drei strukturelle Veränderungen prägen alle WEO-Szenarien
Zum ersten Mal prognostiziert die IEA selbst auf Basis der aktuellen Rahmenbedingungen ohne zusätzliche politische Schritte, dass der Höchststand der weltweiten Nachfrage bei allen fossilen Energieträgern noch in diesem Jahrzehnt erreicht wird. Der Anteil fossiler Brennstoffe an der globalen Energieversorgung werde in diesem „Status quo“-Szenario von aktuell 80 Prozent auf 73 Prozent im Jahr 2030 sinken. Der Scheitelpunkt der Energiesektor-bezogenen CO2-Emissionen wird 2025 erwartet, heißt es in dem Bericht.
Eine Welle von Flüssigerdgas (LNG)-Exportprojekten (vor allem aus den USA und Qatar) werde das Gasangebot bis 2030 um rund 45 Prozent erhöhen – bei gleichzeitig erheblich verlangsamter Steigerung der weltweiten Gasnachfrage. Russlands Einfluss auf dem internationalen Gasmarkt könnte dadurch deutlich sinken.
2023 werden erneut weltweite Rekordtemperaturen zu verzeichnen sein. Der Weg zum 1,5 °C-Ziel werde zunehmend schmaler, bleibe aber noch offen, so das Fazit. Die technologischen und politischen Mittel zur Erreichung der Klimaziele seien vorhanden.
Direkte Auswirkungen auf die internationale Energielandschaft
Als Gradmesser für den Erfolg der Weltklimakonferenz COP28 benennt der WEO prioritär den schnellen weltweiten Ausbau Erneuerbarer Energien und mehr Energieeffizienz. Gleichzeitig müssten die Methan-Emissionen und die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen deutlich sinken und Schwellen- und Entwicklungsländer weiter benötigte sowie noch mehr tatkräftige Unterstützung bei der Transformation erhalten.
Berichte wie der WEO haben direkte Auswirkungen auf die internationale Energielandschaft. So haben die G7- und G20-Staaten in diesem Jahr mit der angekündigten Verdreifachung der Kapazitäten an Erneuerbaren Energien bis 2030 erstmalig gemeinsame Ziele für den Ausbau der Erneuerbaren beschlossen. Sie basieren auf Zahlen und Statistiken, die unter anderem durch die IEA in den Verhandlungen bereitgestellt wurden.