Was ist eigentlich CCS?
Darum geht’s: Klimaschädliches CO2 soll sicher und dauerhaft in tiefliegenden geologischen Gesteinsschichten gespeichert werden. (CCS, engl. Carbon Dioxide Capture and Storage, zu Deutsch: CO2-Abscheidung, -Transport und -Speicherung)
Bis 2045 will Deutschland klimaneutral werden, so steht es im Bundesklimaschutzgesetz. Dafür muss der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase wie CO2 vermieden werden wo es nur geht. Trotz aller Anstrengungen wird es aber Emissionen geben, die nicht oder nur schwer durch bisher verfügbare Technologien vermieden werden können, etwa in manchen Industriebranchen oder der Abfallwirtschaft. Deshalb sollen Technologien zur CO2-Speicherung weiterentwickelt werden.
Wie schwer beziehungsweise nicht vermeidbare CO2- Emissionen künftig gespeichert werden sollen
Das zeigen verschiedene aktuelle Klimaneutralitätsstudien, die für den Ende 2022 von der Bundesregierung beschlossenen 2. Evaluierungsbericht zum Kohlendioxid-Speicherungsgesetz (KSpG) ausgewertet worden waren. Der Bericht stellt unter anderem den technischen Fortschritt sowie die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse vor und zeigt potenzielle Maßnahmenfelder auf, die für das Erreichen der Klimaschutzziele notwendig erscheinen. In diesem Zusammenhang soll auch der mögliche Beitrag von CCS betrachtet werden.
Statt hoch hinaus in die Atmosphäre soll es für schwer beziehungsweise nicht vermeidbare CO2- Emissionen zukünftig hinab in felsigen Untergrund gehen. Denn unter der Erdoberfläche, in geeigneten tiefliegenden geologischen Gesteinsschichten (zwischen 800 und 3.000 Metern Tiefe), kann zuvor abgeschiedenes CO2 sicher und dauerhaft eingespeichert werden. Im Englischen heißt dieses Verfahren zur Reduktion von CO2-Emissionen in die Atmosphäre „Carbon Dioxide Capture and Storage“ (kurz: CCS).
So funktioniert die CO2-Speicherung unter der Erde
CCS ist eine Prozesskette, die aus drei Verfahrensschritten besteht: der CO2-Abscheidung, dem CO2-Transport und der CO2-Speicherung. Zuerst wird CO2 technisch an großen Punktquellen abgeschieden, um es auf diese Weise aus der Atmosphäre fernzuhalten und damit das Klima zu schützen. Beim Transport wird das CO2 zum Beispiel über eine Pipeline von der Punktquelle zum Speicherort geleitet und schließlich in geeignete Gesteinsschichten über eine Bohrung injiziert.
Die geologische Speicherung von CO2 wird weltweit bereits seit Jahrzehnten praktiziert – von kleinen Pilot- bis hin zu großen Industrieprojekten und unter verschiedenen geologischen Rahmenbedingungen. Geeignete geologische Speicher sind zum Beispiel erschöpfte Erdöl- oder Erdgaslagerstätten und Salzwasser führende Gesteinsschichten (sogenannte salinare Aquifere). In diese Speicher können große CO2-Mengen injiziert werden.
Hier liegen die größten Speicherkapazitäten
Das bisher einzige CO2-Speicherprojekt in Deutschland befindet sich westlich von Berlin am Pilotstandort Ketzin. Von Juni 2008 bis August 2013 wurden insgesamt rund 67.000 Tonnen CO2 in einem salinaren Aquifer in einer Tiefe von 630 bis 650 Metern gespeichert. Die großen Speicherkapazitäten in Deutschland und Europa liegen insbesondere unterhalb der Nordsee beziehungsweise der Norwegischen See, wo im Sleipner-Projekt CO2 seit 1996 sicher im großen Maßstab injiziert und gespeichert wird. Aktuell entsteht hier auch das norwegische Großprojekt „Northern Lights“. Es soll bald als erstes Projekt im industriellen Maßstab die gesamte CCS-Prozesskette abbilden.
Auf Basis des Evaluierungsberichtes zum Kohlendioxid-Speicherungsgesetz will die Bundesregierung in diesem Jahr die sogenannte Carbon-Management-Strategie erarbeiten, die – begleitet von einem umfassenden Stakeholder-Dialog – unter anderem mögliche Anwendungsgebiete für CCS in Deutschland aufzeigen soll. Oberste Priorität für die Reduktion von Treibhausgasen haben weiterhin der Ausbau der Erneuerbaren Energien, die Steigerung der Energieeffizienz und eine effiziente Ressourcennutzung.
Weiterführende Informationen:
- BMWK-Pressemitteilung: „Bundeskabinett beschließt Evaluierungsbericht zum Kohlendioxid-Speicherungsgesetz (KSpG)“
- Evaluierungsbericht zum Kohlendioxid-Speicherungsgesetz, (PDF, 3MB)
- Informationen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe zur CO2-Speicherung
- Mehr zum Projekt „Northern Lights“