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Biogasanlage unter einer Lupe © BMWK

Was ist eigentlich H2 Global?

Grüner Wasserstoff spielt eine Schlüsselrolle für die Energiewende. Wie Innovationen und Investitionen in die Zukunftstechnologie weltweit in Schwung gebracht werden können, erklären wir hier:

Darum geht’s: Der grüne Hoffnungsträger der Energiewende

„Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“ lautete 1859 der erste Satz, der je über ein Telefon übertragen wurde. Erdacht wurde die ulkige Aussage von dem deutschen Mathematik- und Physiklehrer Philipp Reis.

Reis hatte es geschafft, Töne in elektrischen Strom umzuwandeln und an einem anderen Ort als Schall wieder auszugeben, wenn auch mit starkem Rauschen. Um zu beweisen, dass seine Erfindung dennoch funktionierte, wählte er Sätze, die der Mensch auf der anderen Seite schwer herleiten konnte. Das Patent auf das erste Telefon sicherte sich 1875 aber schließlich ein anderer: der US-Amerikaner Graham Bell.

Was das nun außer der Farbe des Gurkensalats mit grünem Wasserstoff zu tun hat - der außerdem nur dem Namen nach „grün“ und ansonsten farblos ist? Ganz einfach: Wie viele für die Zukunft wichtige Entdeckungen benötigte auch die Entwicklung des Telefons viel Erfindungsgeist, Mut, Zeit und nicht zuletzt Geld. So wie heute fast jedes Schulkind in Deutschland ein Telefon hat, soll auch die Energieversorgung Deutschlands zukünftig ganz selbstverständlich auf der Basis erneuerbarer Energieträger gesichert werden. Die junge Generation wird es vielleicht einmal ungläubiges Kopfschütteln kosten, dass es je anders war.

Grünem Wasserstoff kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Er kann aus erneuerbaren Energien erzeugt werden und ist besonders vielseitig einsetzbar. So können CO2-Emissionen vor allem dort deutlich verringert werden, wo Energieeffizienz und die direkte Nutzung von erneuerbarem Strom nicht ausreichen oder nicht möglich sind – etwa im Verkehr oder in der Industrie. CO2-freier Wasserstoff kann außerdem zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe als Diesel-Ersatz im Schwerlast- oder Schiffsverkehr und zur Herstellung von e-Kerosin im Luftverkehr dienen. Damit kann Wasserstoff die Sektoren Strom, Industrie, Wärme und Verkehr enger verzahnen (Sektorkopplung).

Den internationalen Markthochlauf von grünem Wasserstoff weiter voranbringen

Durch seine flexiblen Einsatzmöglichkeiten hat sich das Gas deshalb inzwischen zum neuen Star der Energiewende gemausert. Doch noch ist grüner Wasserstoff knapp, sowohl in Deutschland als auch international. Anbieter und Abnehmer sind bei Investitionen zurückhaltend. Die Entwicklungen auf einem künftigen Wasserstoffmarkt, seine rechtlichen Rahmenbedingungen und die Preise für grünen Wasserstoff sind schwer kalkulierbar. Um den Start zu erleichtern und den weltweiten Markhochlauf für Wasserstoff voranzubringen, wurde im Juni 2021 die H2Global-Stiftung gegründet. Die Bundesregierung stellt für das Förderkonzept „H2Global“ insgesamt 900 Millionen Euro zur Verfügung.

Doppelauktionsmodell für Planungssicherheit und wirtschaftliche Preise

Die Kernidee von H2Global ist das sogenannte „Doppelauktionsmodell". Mit seiner Hilfe wird die Differenz zwischen den (hohen) Preisen, zu denen Wasserstoff aktuell auf dem Weltmarkt verfügbar ist, und den (niedrigeren) Preisen, zu denen Wasserstoff regional weiterverkauft und wirtschaftlich eingesetzt werden kann, überbrückt.

Das funktioniert so: Im Namen einer Tochtergesellschaft der H2Global-Stiftung findet eine internationale Auktion für den Einkauf von grünem Wasserstoff oder Wasserstoffderivaten statt. Das günstigste Angebot bekommt den Zuschlag und einen langfristigen Vertrag. Die Anbieter erhalten also Planungssicherheit, was sie dazu ermutigt, verstärkt in die Wasserstoffproduktion zu investieren. Gleichzeitig gilt die Bedingung, dass die in den Partnerländern produzierten Produkte nach Europa geliefert werden müssen. Die Bundesregierung hofft dadurch auf umfangreiche Wasserstoffimporte aus sonnen- und windreichen Regionen.

Die so gesicherten Wasserstoffmengen sollen nach ihrer Lieferung in die EU in einer zweiten Auktion an den Höchstbietenden versteigert werden. Die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff zu einem wettbewerbsfähigen Preis schafft zum Beispiel für die Industrie stärkere Anreize, in Anlagen für den Wasserstoffeinsatz zu investieren. Die Schere zwischen Angebots- und Nachfragepreis soll durch den H2Global-Fördermechanismus ausgeglichen werden.

Grünes Licht von der EU-Kommission

Auch die EU-Kommission hat dem Förderprojekt inzwischen grünes Licht gegeben und H2Global im Dezember 2021 die nötige beihilferechtliche Genehmigung erteilt. Abnahmeverträge sollen ab 2022 geschlossen werden. Die ersten Lieferungen nachhaltiger Energieträger auf Wasserstoffbasis nach Deutschland und Europa sind für das Jahr 2024 geplant.

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