Energiepolitik
Symbolbild Energie © International Energy Agency

World Energy Outlook: Die Zeit drängt

Im World Energy Outlook 2021 beschreibt die Internationale Energieagentur (IEA), was die bisherigen Zusagen der Weltgemeinschaft zur Emissionsreduzierung bedeuten und mahnt eindringlich: Die bisherigen Versprechen reichen nicht aus.

Es waren schwierige Verhandlungen für die Delegationen der rund 200 Staaten, die zur UN-Klimakonferenz ins schottische Glasgow gereist waren. Um Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen und so einen Beitrag zur Begrenzung der Erderwärmung zu leisten, werden die bisher gemachten Versprechen der Länder bei weitem nicht ausreichen, resümiert der World-Energy-Outlook 2021, der auch als wichtige Handlungsempfehlung für die Konferenz galt. Der jährlich erscheinende Bericht und seine wichtigsten Schlussfolgerungen wurden heute vom Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur (IEA), Dr. Fatih Birol, in Kooperation mit dem BMWi beim Bund der Deutschen Industrie vorgestellt. Auch der für Energiepolitik zuständige Staatssekretär, Andreas Feicht, sprach auf der Veranstaltung.

Drei Szenarien für bestmögliche Zukunftsprognosen

Um die bestmöglichen Zukunftsprognosen treffen zu können, untersucht der Bericht die Entwicklungen in drei verschiedenen Szenarien. Im ersten Szenario (Net-Zero-Emissions 2050) wird angenommen, dass das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreicht werden kann. Dieser Teil des Berichts war bereits im Mai dieses Jahres veröffentlicht worden und legt dar, was über die Versprechen der Regierungen hinaus nötig ist, um das Ziel der Klimaneutralität und das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen. „Der Net-Zero by 2050-Bericht macht deutlich, dass das Ziel, bis 2050 weltweit Treibhausgasneutralität zu erreichen, sehr ambitioniert, aber möglich ist“, sagte Staatssekretär Andreas Feicht zur Veröffentlichung.

Klimaneutral bis 2050: die Maßnahmen reichen nicht aus

Das neue Announced Pledges Scenario (APS), beschäftigt sich mit den angekündigten Maßnahmen der Staaten und nimmt an, dass die Klimazusagen der Regierungen weltweit vollständig und rechtzeitig umgesetzt werden. Würde ihnen das gelingen, könnten die CO2-Emissionen um bis zu 40 Prozent weltweit reduziert werden. Der Temperaturanstieg von 2,1 Grad Celsius im globalen Mittel wäre aber weiter zu hoch (Ziel: 1,5 °C). Auch Klimaneutralität bis 2050 könnte nicht erreicht werden.

Das Stated Policies Scenario (STEPS) zeichnet seine Zukunftsprognose dagegen nur aufgrund der derzeit tatsächlich ergriffenen Maßnahmen und Initiativen. Das Ergebnis: Würde sich nichts ändern, blieben die Emissionen auf dem heutigen Stand. Die Erderwärmung würde bis 2050 auf 2,6 Grad ansteigen.

Mehr saubere Energien weltweit, aber auch steigende CO2-Emissionen

2021 stieg der Kohle- und Ölverbrauch wieder stark an. Infolgedessen steuern die CO2-Emissionen auf den zweithöchsten Wert in der Geschichte zu, trotz Fortschritten bei den Erneuerbaren und im Bereich Elektromobilität. Zwar beschreibt die IEA in ihrem Bericht erneuerbare Energien, Elektrifizierung und andere emissionsarme Technologien als vielversprechenden und erfolgreichen Wirtschaftszweig, Fortschritte und Wachstum in diesen Bereichen seien jedoch zu langsam, um die CO2-Emissionen mit Blick auf die Ziele für 2050 ausreichend sinken zu lassen, heißt es.

„Die höchst ermutigenden Impulse durch saubere Energie stoßen auf die starrsinnige Vorherrschaft der fossilen Brennstoffe in unseren Energiesystemen“, sagte Dr. Fatih Birol, Executive Director der IEA, dazu.

Die IEA ruft deshalb zu einer deutlichen Beschleunigung der Klimabemühungen weltweit auf und nennt vier zentrale Handlungsfelder, um die Lücke bis 2050 zu schließen: Saubere Elektrifizierung, die Dämpfung der Energienachfrage durch Materialeffizienz und Verhaltensänderungen, die Verringerung der Methanemissionen aus der Nutzung fossiler Brennstoffe und einen Innovationsschub für saubere Energien.

Die Regierungen müssten Lösungen für dieses Problem finden und ein klares und unmissverständliches Signal geben, dass sie sich für eine rasche Verbreitung sauberer und zukunftsfähiger Technologien einsetzen, sagte Fatih Birol weiter. Er betonte außerdem die Bedeutung von Investitionen in diesem Bereich. Diese müssten in den nächsten zehn Jahren mehr als verdreifacht werden. Denn fast die Hälfte der Einsparungen bis 2050 im „Net-Zero-Emissions 2050“-Szenario stammen von Technologien, die sich heute im Demonstrationsstadium befinden. Rund 70 Prozent der zusätzlichen Ausgaben werden in Schwellen- und Entwicklungsländern gebraucht.

Eine Zusammenfassung des WEO lesen Sie hier (Fassung auf Deutsch, PDF-Download, 383 KB). Der vollständige Bericht in englischer Sprache ist hier zu finden.

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