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Illustration: Erneuerbare Energien, Fabrikgebäude und Wohnhaus unter einer Lupe © BMWi

Was ist eigentlich Bioökonomie?

Fahrräder aus Bambus, Fahrradreifen aus Löwenzahnkautschuk, veganes „Leder“ aus Pilzen oder Verpackungen aus Stroh. Welche Rolle Bioökonomie dabei spielt und was das eigentlich ist? Hier entlang für einen Streifzug durch die Natur:

Darum geht´s: Nachwachsende biobasierte Ressourcen aus der Natur können Erdöl und andere fossile Rohstoffe in vielen Lebensbereichen ersetzen.

Mehrwegbestecke aus Palmblättern, Lebensmittelfarbe aus Apfeltrester – die Möglichkeiten, unsere Produkte mithilfe industrieller Bioökonomie nachhaltiger und klimafreundlicher zu machen, sind beinahe unendlich. Bioökonomie, noch nie gehört? Das steckt dahinter:

Mehr Klimaschutz, weniger Abhängigkeit von Kohle, Gas und Co

Die heute zur Herstellung vieler Produkte genutzten Energieträger wie Öl, Gas oder Kohle sind nur in begrenztem Maß auf der Erde vorhanden, sie werden also irgendwann ausgeschöpft sein. Doch womit produzieren? Neue, nichtfossile Rohstoffe müssen her – das gilt auch für die Industrie. Nutzt man nachwachsende, biobasierte Rohstoffe aus der Natur, garantiert das schon heute eine geringere Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen, spart Energie und schont das Klima. Denn durch eine solche nachhaltige Art des Wirtschaftens verursachen auch industrielle Prozesse und Verfahren weniger CO2-Emissonen, verbrauchen weniger Wasser oder Energie. Die sogenannte industrielle Bioökonomie ermöglicht uns also eine moderne und umweltschonende Art des Wirtschaftens, die biologische Ressourcen wie Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen effizient nutzt.

Peter Altmaier: Nach der Digitalisierung kommt die Biologisierung

Innovative Herstellungsverfahren, neue Produkte und Wachstumschancen für fast alle Branchen könnten daraus entstehen. Das schont nicht nur Ressourcen und Umwelt, es ist auch für die Wirtschaft in Deutschland interessant: Experten rechnen für die nächsten 20 bis 30 Jahre mit guten Wachstumschancen für die Bioökonomie weltweit. Eine Studie der EU-Kommission aus dem Jahr 2019 prognostiziert bis 2050 ein Umsatzanstieg auf weltweit etwa 22 bis 23 Billionen Euro pro Jahr (heute: etwa 14 Billionen Euro). Bundeswirtschaftsminister Altmaier ist sich deshalb sicher: „Nach der Digitalisierung wird die Biologisierung der Wirtschaft den nächsten großen Wachstums- und Innovationszyklus einleiten“.

Bioökonomie-Forschungsförderung: Vom Labor auf den Markt

In vielen Laboren wird bereits erfolgreich an Ideen für solche neuen Technologien geforscht. Damit sie es künftig schneller aus der Theorie in die Praxis schaffen, unterstützt das BMWi die industrielle Bioökonomie zusätzlich mit einem Förderprogramm. Ende Juni 2021 wurden dafür die ersten beiden Zuwendungsbescheide übergeben. Das erste geförderte Projekt zeigt, wie man Klima und Umwelt schützen kann, ohne auf Fleischgeschmack zu verzichten. Aus Pilzmyzelien werden dazu Fleischersatzprodukte hergestellt. Das zweite Projekt nutzt CO2 direkt (zunächst aus Biogasanlagen) um damit Algen zu kultivieren. Im großen Stil eingesetzt, ist das eine Chance für deutliche CO2-Einsparungen.

Digitale Landkarte für Best Practice-Beispiele

Um solche und andere spannende Ideen für alle sichtbar zu machen, entwickelt das BMWi zusammen mit der Dialogplattform „Industrielle Bioökonomie“ eine Online-Landkarte, in die Unternehmen ihre Aktivitäten im Bereich der Bioökonomie aufnehmen lassen können. Wussten Sie zum Beispiel, dass Pilze als natürlicher Dämmstoff taugen? Im Projekt „Nature Foam“ etwa, werden dazu biogene Reststoffe wie Holz oder Stroh mit Hilfe von Pilzen zu stabilen Dämmplatten verbunden. Die Pilze durchziehen diese Stoffe mit einem dichten Netz von feinen Fäden aus Chitin. Nach wenigen Tagen entstehen so dichte und stabile Platten aus rein natürlichen Rohstoffen mit hervorragenden Wärmedämmungseigenschaften, die vollständig biologisch abbaubar sind.

Beispielregionen beispielhaft vernetzt

Einige Regionen in Deutschland sind im Bereich der industriellen Bioökonomie bereits gut vernetzt und verfügen zum Beispiel über Demonstrationsanlagen, die in großen Stückzahlen produzieren können. Damit unterstützen sie Unternehmen dabei, Produkte aus der Konzeptionsphase in die industrielle Produktion zu bringen und in regionale Wertschöpfungsnetze zu integrieren. Interessierte Regionen können sich dafür auch bewerben. Weitere Informationen dazu gibt es hier.

Wer noch mehr zum Thema Bioökonomie erfahren möchte, kann auch in der Anfang 2020 beschlossenen Nationalen Bioökonomiestrategie blättern (PDF-Download, 10 MB) oder sich innerhalb der Industriestrategie 2030 zu Bioökonomie in der Industrie informieren.

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