Energie als Grundbedürfnis: kostengünstigere Versorgung von Flüchtlingscamps
Flüchtlingscamps in Krisenregionen brauchen Energie: für die öffentliche Infrastruktur (zum Beispiel medizinische Einrichtungen), für die Grundversorgung in Flüchtlingshaushalten (zum Kochen, Waschen und Heizen) sowie für Kleingewerbe. Ein durchschnittliches Camp mit 20.000 Einwohnern braucht bis zu 20 Megawattstunden Energie pro Tag – damit entsprechen die Anforderungen an eine Energieinfrastruktur denen einer Kleinstadt.
Das Problem: Flüchtlingscamps liegen meist in entlegenen und grenznahen Gebieten und sind in der Regel nicht an das lokale Energienetz angeschlossen. Die Stromerzeugung – sofern es überhaupt eine gibt – wird deshalb fast ausschließlich über teure und umweltschädliche Dieselgeneratoren abgedeckt. Und das keinesfalls vorübergehend: Die Camps bestehen im Durchschnitt 17 Jahre; manche Camps sogar deutlich länger.
Geld für Energie einsparen – und sinnvoller einsetzen
Die Energieversorgung für Flüchtlingscamps könnte deutlich effizienter, nachhaltiger und kostengünstiger gestaltet werden. Eine Studie des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) kommt zu dem Ergebnis, dass allein durch verbesserte Öfen zum Kochen und Solarlampen rund 323 Millionen US-Dollar an Brennstoff eingespart werden könnten – Geld, das für andere humanitäre Zwecke eingesetzt werden könnte, um das Leben der Menschen in Flüchtlingscamps zu verbessern. Und: Durch den Einsatz erneuerbarer Energien könnten zudem rund 7 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.
Das UNHCR und der britische Thinktank Chatham House haben deshalb eine Gemeinschaftsinitiative gegründet, die die nachhaltige Energieversorgung von Flüchtlingscamps voranbringen soll: durch große Anteile erneuerbarer Energien im Energiemix und eine Verdopplung der Energieeffizienz. Die Voraussetzungen vor Ort sind oftmals günstig: Viele Flüchtlingscamps liegen in sonnenreichen Gebieten. Dort werden vor allem Hybridanlagen – Photovoltaik-Anlagen mit Dieselgeneratoren als Back-up – zur Stromerzeugung angestrebt.
Startschuss für mehr Erneuerbare in Flüchtlingscamps
Mitte Januar trafen sich Vertreter von UNHCR, UNITAR, der UN-Foundation, der Internationalen Organisation für Migranten (IOM) und der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Berlin zu der internationalen Konferenz "Energy for Displaced People: A Global Plan of Action for Sustainable Energy Solutions in Situations of Displacement". Ziel der Veranstaltung: einen strategischen Aktionsplan vorzubereiten, wie die verschiedenen Problemfelder – vom Kochen und Handyaufladen bis hin zu größeren Energieerzeugungsanlagen – angegangen werden können. Bis Juni 2018 sollen nun kleine Arbeitsgruppen eine Roadmap mit konkreten Projekten und Zeitplänen erstellen.
Exportinitiative Energie unterstützt Suche nach Energielösungen
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) unterstützt die Initiative der internationalen Hilfsorganisationen im Rahmen seiner Exportinitiative Energie. Eine Studie, die das BMWi in Auftrag gegeben hat, gibt Aufschluss über die Situation in Flüchtlingscamps und zeigt Handlungsfelder auf (die Studie finden Sie hier).
Außerdem hat die Exportinitiative 65 deutsche Unternehmen ermittelt, die für Flüchtlingscamps geeignete Energielösungen anbieten können. Damit reagiert sie auf Untersuchungen der GIZ: Diese zeigen, dass es für Camps verlässliche technische Lösungen gibt, die wirtschaftlich tragfähig sind. Das können Batteriespeicher-Container, autarke Versorgungsstationen für Wasser und Strom, mobile Solarkraftwerke oder kleine Solar-Home-Systemlösungen sein. Wie diese eingesetzt werden können, präsentierten deutsche Unternehmen Anfang des Jahres bei einer BMWi-Veranstaltung anlässlich der internationalen Konferenz (weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier).