Energieeffizienz 4.0: Energie sparen im Vorbeigehen
Nur eine Strom- oder Wärmeabrechnung im Jahr? Schon bald Vergangenheit. Mit digitalen Zählern können Verbraucher permanent den Wärme- oder Strombedarf von Haushaltsgeräten, Heizungen oder anderen Gerätschaften erfassen. Wie viel Energie frisst die Waschmaschine? Wie viel der Kühlschrank, der Fernseher, die Spielekonsole? Mit digitalen Systemen lässt sich kontrollieren, wie groß der Stromhunger der Geräte ist. Smarte Software-Hardware-Kombinationen, sogenannte Einsparzähler, messen den Verbrauch in Echtzeit. Alles nur Zukunftsmusik? Mitnichten. "Smart Home" und "Smart Grid" werden Realität.
Starke Nachfrage: Förderprogramm Einsparzähler
Seit Mai 2016 fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit dem "Pilotprojekt Einsparzähler" Unternehmen, die ihren Endkunden innovative Dienstleistungen zur Einsparung von Strom, Gas, Wärme und Kälte anbieten. Wer smarte IT-Energiespar-Lösungen bei Kunden und Endverbrauchern erprobt, weiterentwickelt und marktfähig macht, kann mit bis zu einer Million Euro und maximal 50 Prozent Zuschuss gefördert werden. Ein Projekt von herausragendem Erfolg: Aufgrund der starken Nachfrage wurde das Fördervolumen von 30 auf 55 Millionen Euro erhöht. Weitere Informationen zum Programm und den Anträgen finden Sie hier.
Das Prinzip ist einfach: Je mehr Strom-, Gas, Wärme oder Kälte der Kunde einspart, desto höher ist die Förderung für das Unternehmen, das dem Kunden mittels seiner digitalen Einsparzähler-Plattform und -Dienstleistungen dabei hilft. Ziel ist es, private und gewerbliche Kunden zu unterstützen, ihren Verbrauch nicht nur zu kennen und zu verstehen, sondern diesen auch durch die Inanspruchnahme der angebotenen Dienstleistungen zu senken. Die neuen Geschäftsmodelle und Mehrwertdienste für Energieeffizienz bieten dem Kunden neben der Energieeinsparung weiteren Nutzen: Zum Beispiel indem sie einen Defekt vorausschauend prognostizieren und abstellen, für mehr Sicherheit oder Komfort sorgen und so einen echten Mehrwert bringen.
Zugleich stärkt das BMWi-Förderprogramm den Wirtschaftsstandort und bereitet bahnbrechenden Innovationen den Weg. Es ist Teil des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz (NAPE).
Digitale Plattformen zählen eingesparte Kilowattstunden
Die Bandbreite der Ideen ist groß. So lässt sich beispielsweise ein Sensor über eine Klemme im Sicherungskasten installieren. Ein Sendemodul überträgt die Daten dann per WLAN in eine App auf dem Computer oder Handy. Die Kunden können so auf den Cent genau erkennen, wie es sich auf ihre Stromrechnung auswirkt, wenn sie den Fernseher oder die Waschmaschine im Energiespar-Modus laufen lassen. Andere Geschäftsmodelle ermitteln aus dem gemessenen Gesamtstromverbrauch den Verbrauch einzelner Geräte. Sie geben dem Kunden punktgenaue Energiespar- und Wartungstipps für den optimierten Betrieb von Verkaufsflächen, Druckluftsystemen in der Industrie oder der Steuerung von Verbrennungsprozessen in Echtzeit. Oder sie optimieren den Betrieb von Heizungsanlagen in der Wohnungswirtschaft über kontinuierlich gemessene Betriebsparameter und koppeln diese mit künstlicher Intelligenz und selbstlernenden Algorithmen.
Die Einsparpotenziale sind erheblich. Die beantragten Projekte streben in der Spannbreite Energieeinsparungen von 10 bis 40 Prozent an, in einigen Fällen auch darüber. Profitieren sollen vor allem gewerbliche Kunden und private Haushalte. Aber auch in Industrieunternehmen, öffentlichen Verwaltungen oder in gemeinnützigen Organisationen und Kirchen werden Energiesparprojekte umgesetzt. Ab 2018 werden erste anonymisierte Messwerte verfügbar sein.
Einsparzähler ebnen den Weg zur Energieeffizienz 4.0
Die in den Förderanträgen dargestellten Projektideen machen deutlich: Der Einsparzähler bereitet schon heute den Weg für innovative digitale Energiespardienstleistungen und damit für eine "Energieeffizienz 4.0". Denn Einsparzähler punkten in zweierlei Hinsicht: Zum einen kann der Erfolg größerer Energiespar-Investitionen über das Monitoring transparent gemacht und qualitätsgesichert werden. Zum anderen lassen sich auf Basis der Daten dem Kunden automatisierte Routinen zum sparsamen Umgang mit Energie bereitstellen und zur kostengünstigen Optimierung bestehender Systeme und Anlagen entwickeln. Dazu gehört die optimierte Betriebsweise, vorausschauende Wartung und Beratung sowie die Überprüfung von Sanierungsmaßnahmen etwa im Gebäudebereich. Eine Anwendung hierfür ist zum Beispiel das intelligente Messsystem mit dem Smart-Meter-Gateway (SMGW) als sicherer Kommunikationsplattform.
Durch digitale Energieassistenten wird es außerdem möglich, neue Dienstleistungen zu entwickeln, um den wetterbedingt schwankend erzeugten Strom aus erneuerbaren Energien passgenau beim Verbraucher einzuregeln: Weht viel Wind und der Strom ist günstig, schalten sich zum Beispiel Wärmepumpen ein und befüllen den Wärmespeicher.
Das Pilotprojekt Einsparzähler zeigt: Verbraucher können künftig von innovativen Diensten profitieren, die energiesparendes Verhalten belohnen – und damit Umwelt und Geldbeutel schonen.