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Illustration: Erneuerbare Energien, Stromnetz und Verbraucher unter einer Lupe © BMWi

Was bedeutet eigentlich „ETS“?

Treibhausgase senken, Klima schützen: Dabei hilft das System für den europäischen Emissionshandel, kurz „ETS“. Wenn aber eine Tonne CO2 so viel kostet wie eine Pizza, ist es Zeit, etwas zu tun. Die EU hat begonnen gegenzusteuern.

Darum geht’s: den CO2-Ausstoß begrenzen

40 Prozent weniger Kohlendioxid (CO2) bis 2020 im Vergleich zu 1990: Das ist ein wesentliches Ziel der Bundesregierung für die Energiewende in Deutschland. Doch nicht nur Deutschland, auch die 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) haben sich ein klares Klimaziel gesteckt: Bis zum Jahr 2020 sollen in ganz Europa mindestens 20 Prozent, bis 2030 sogar 40 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen werden als 1990. Mehr als 20 Prozent sind bereits geschafft.

Damit Europa beim Klimaschutz vorankommt, setzt es auf das international erste und bislang größte Handelssystem für Treibhausgase: Das „EU Emissions Trading Scheme“, kurz ETS. Es wurde 2005 eingeführt. Neben den 28 EU-Mitgliedstaaten beteiligen sich auch Norwegen, Island und Liechtenstein.

Für Klimasünder wird es teuer

Um das Prinzip zu verstehen, lohnt ein Blick auf die Mülltonne im Hinterhof: Mehrere Wohnparteien teilen sich eine Tonne, und deren Platz ist begrenzt. Jeder sollte also versuchen, so wenig Müll wie möglich zu produzieren, damit die Tonne nicht überquillt.

Beim ETS ist es so: Die Politik gibt vor, wie groß die CO2-Mülltonne ist und wie viele Beutel hineinpassen. Jeder Beutel entspricht einer Tonne CO2. Die Erlaubnis, eine Tonne CO2 ausstoßen zu dürfen, nennt sich „Zertifikat“ und kostet Geld, das betroffene Unternehmen in den einzelnen Ländern zahlen müssen.

Jedes Jahr wird die CO2-Mülltonne kleiner und es gibt weniger Zertifikate. Die CO2-Zügel werden also angezogen – und das motiviert die Unternehmen, Emissionen einzusparen. Manchen Firmen gelingt das so gut, dass sie Zertifikate übrig haben und an andere Firmen weiter verkaufen können, die sie dringender brauchen. Der Handel kann also losgehen: Wie auf dem Markt bestimmen Angebot und Nachfrage den Zertifikat-Preis. Man spricht auch vom sogenannten „Cap & Trade“, englisch für „Obergrenze und Handel“.

Der Vorteil des Emissionshandels mit seiner strengen Obergrenze an Emissionsrechten besteht darin, dass das gesteckte Klimaziel erreicht wird. Denn es können nur so viel CO2 oder andere Treibhausgase ausgestoßen werden, wie Zertifikate vorhanden sind.

Billige Zertifikate – wenig Anreiz zu sparen

Es besteht jedoch folgendes Problem: Die Zertifikat-Preise sind in den vergangenen Jahren stark gesunken. 2015 zum Beispiel kosteten sie mit acht Euro so viel wie eine Pizza beim Italiener. Gründe dafür gibt es viele, einer davon ist die eher flaue Wirtschaft im Süden Europas. In der Folge lief der Emissionshandel schleppend – Zertifikate gibt es ja genug: etwa zwei Milliarden befinden sich zu viel auf dem Markt. Mit dem niedrigen Zertifikat-Preis besteht nur ein geringer Anreiz, in CO2-freie Technologien zu investieren und damit auch langfristig kostengünstig die Klimaziele zu erreichen.

Die CO2-Zügel werden weiter angezogen

Deshalb ist es wichtig, das ETS zu überarbeiten und wieder stärkere Anreize für Unternehmen zu setzen, in emissionsarme Technologien zu investieren. Dafür hat sich die Bundesregierung seit 2014 auf EU-Ebene stark gemacht. Mit Erfolg: Ab 2019 soll ein neuer Mechanismus – die sogenannte Marktstabilitätsreserve – dafür sorgen, die Überschüsse zu senken. Das soll dem Preisverfall entgegenwirken. Damit wurde ein wichtiger Punkt der 10-Punkte-Energieagenda umgesetzt, auch wenn die Bundesregierung diesen Mechanismus bereits 2017 einführen wollte.

Zusammen verursachen die Anlagen, die dem ETS unterliegen, also vor allem Kraftwerke und Produktionsanlagen der Industrie, knapp die Hälfte der CO2-Emissionen in Europa. In anderen Sektoren wie Gebäude, Landwirtschaft und Verkehr, sind die EU-Mitgliedstaaten für die Erreichung der Klimaziele verantwortlich. Weiteres Einspar-Potenzial ist in allen Bereichen vorhanden.

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