Oh, du Sparsame
Schlemmen in der festlichen Stube, Bescherung unter funkelnden Lichtern: Gefällt Ihnen Weihnachten so auch am besten? Dann kennen Sie vielleicht auch diese kuschelige Wahrheit: In den Weihnachtsfeiertagen verbrauchen viele Deutsche bis zu ein Drittel mehr Strom als an anderen Wintertagen. Kein Grund für ein schlechtes Gewissen – aber für einen bewussten Energieeinsatz, ohne zu verzichten.
Seit etwas mehr als einem Jahr ist Deutschland auf einem guten Weg, immer mehr aus Energie zu machen. Den Plan dafür hat die Bundesregierung im Dezember 2014 beschlossen: den Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE). Was hat sich seither in Sachen Energiesparen getan? Was kommt noch? Und vor allem: Was haben die Verbraucher davon? Zeit für eine Zwischenbilanz.
Energieverbrauch so niedrig wie nie
Der NAPE soll helfen, das große Ziel zu erreichen: 2050 sollen die Deutschen nur noch halb so viel Energie verbrauchen wie im Jahr 2008. Von diesem Weg sollen bis 2020 schon 20 Prozent geschafft sein. Und vieles davon wurde bereits erreicht. Schon im letzten Jahr ist der Energieverbrauch in Deutschland um 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. So wenig Energie haben die Menschen hierzulande seit 1990 nicht verbraucht. Einen bedeutenden Anteil daran hatte zwar die relativ milde Witterung, aber auch die Energieeffizienz ist gestiegen.
Energiesparen kann jeder
Damit sich dieser erfreuliche Trend fortsetzt und weiter verstärkt, sieht der NAPE viele verschiedene Effizienzmaßnahmen vor, die sich über unterschiedliche Zeiträume erstrecken. Manche Maßnahmen sind langfristig angelegt, andere sollen sofort wirken. Für mehr als die Hälfte der Sofortmaßnahmen des Bundeswirtschaftsministeriums fiel bereits der Startschuss.
Dabei richten sich die Maßnahmen an Privatleute genauso wie an Unternehmen, Kommunen oder an gemeinnützige Einrichtungen. Eine Erkenntnis ist dabei zentral: Zur Steigerung der Energieeffizienz kann jeder beitragen. Schließlich ist die beste Kilowattstunde die, die gar nicht erst verbraucht wird. Das hilft nicht nur dem Klimaschutz, sondern auch der Haushaltskasse.
Wie man Klima und Geldbeutel gleichzeitig schont
Verbraucher können durch viele NAPE-Maßnahmen langfristig Geld sparen. Das gilt ganz besonders in den eigenen vier Wänden. Denn wer sein Haus energetisch saniert, hat es seit diesem Jahr finanziell leichter. So wurde das CO2-Gebäudesanierungsprogramm Anfang des Jahres um 200 Millionen auf zwei Milliarden Euro jährlich bis 2018 aufgestockt. Aber auch die Förderbedingungen wurden attraktiver: Wer etwa das KfW-Förderprogramm „Energieeffizient Sanieren" in Anspruch nimmt, darf sich über verbesserte Kredit- und Zuschusskonditionen freuen. Zum Beispiel wurde der Kredithöchstbetrag für KfW-Effizienzhäuser von 75.000 Euro auf 100.000 Euro erhöht. Tilgungszuschüsse gibt es jetzt nicht nur bei einer „Rundum-Sanierung" sondern auch bei energetischen Einzelmaßnahmen. Der Motivationsschub für Hauseigentümer zahlt sich aus: Im Vergleich zum Vorjahr wurden rund 17 Prozent mehr Förderanträge bewilligt.
Auch Nichtwohngebäude werden jetzt gefördert – durch das neue „KfW-Energieeffizienzprogramm für Sanierungen und Neubauten gewerblicher Gebäude". Seit dem Startsignal im Juli wurden bereits zinsgünstige Darlehen mit einem geförderten Investitionsvolumen von fast einer Milliarde Euro genehmigt.
Im Winter mit Sonne heizen
Obwohl erneuerbare Energien beim Stromverbrauch mittlerweile alle anderen Energiequellen in den Schatten gestellt und den ersten Platz erlangt haben, werden sie zum Heizen und zur Warmwasserbereitung noch viel zu wenig genutzt. Das soll sich ändern – unter anderem mit dem Marktanreizprogramm zur Nutzung erneuerbarer Energien im Wärmemarkt (MAP), das dieses Jahr reformiert wurde. Dabei wurden die Fördermöglichkeiten erweitert und neue, innovative Technologien in die Förderung aufgenommen. Die Hotline des BAFA 06196 908-1625 steht bereit, Fragen zu den genauen Förderkonditionen zu beantworten.
Ob Sonne, Biomasse oder Erdwärme: Umsteigen auf erneuerbare Energien lohnt sich. Das zeigen die Erfahrungen von vielen Verbrauchern, die das BAFA bisher gefördert hat. Zu ihnen gehört auch Eckhard Fehling aus Bernau: „Für mich war klar: Wenn eine neue Heizung, dann umweltfreundlich." Er hat sich für die Investition in eine Solarthermieanlage entschieden. Pro Jahr spart der Bernauer mit der neuen Heizungsanlage rund 900 Euro. Ihre Anschaffung war allerdings nicht ganz preiswert – da kam ihm die Förderung durch das MAP in Höhe von 2.000 Euro gerade recht. Immer mehr Verbraucher und Unternehmen folgen seinem Beispiel, wie die steigenden Antragszahlen zeigen.
Gut beraten, gut gespart
Klar ist: Energie lässt sich auf vielen Wegen sparen. Dabei helfen seit diesem Jahr auch neue Beratungsmöglichkeiten. Im März wurde die Vor-Ort-Beratung nochmal verstärkt und mehr an die individuellen Bedürfnisse von Gebäudeeigentümern angepasst. Die Energieeinsparberatung wird mit Zuschüssen bei Ein- und Zweifamilienhäusern bis zu 800 Euro, bei Mehrfamilienhäusern mit bis zu 1.100 Euro gefördert. Auch Wohnungseigentümergemeinschaften werden stärker unterstützt und erhalten zusätzlich zu einem Energieberatungsbericht auch einen einmaligen Zuschuss von 500 Euro, wenn dieser Bericht in der Wohnungseigentümerversammlung vorgestellt wird.
Diese neuen Möglichkeiten nutzen immer mehr Menschen. Die Nachfrage nach einer Vor-Ort-Beratung ist gegenüber 2014 angestiegen – etwa 10.000 Gebäudeeigentümer haben die neu ausgestaltete Vor-Ort-Beratung bereits in Anspruch genommen.
Energieeffizienz zum Kaufen
Doch man muss kein Häuslebauer sein, um Energie zu sparen – das schafft man zum Beispiel auch beim Gebrauch von Elektrogeräten. Wer in letzter Zeit in einem Elektromarkt war, kennt sie – die bunte Farbskala auf Verpackungen oder als Aufkleber: Das ist die EU-Energieeffizienzkennzeichnung für Kühlschränke, Fernseher und andere Elektrogeräte, die Kunden dabei hilft, sparsame Produkte von Energiefressern zu unterscheiden. Produkte wie Warmwasserbereiter und Heizgeräte sind erst kürzlich neu hinzugekommen. Weitere Informationen zur Energieeffizienz von Produkten finden Sie hier.
Ab Januar gibt es zudem ein neues, diesmal nationales Energieeffizienzlabel, mit dem alte Heizungsanlagen kennzeichnen werden – und zwar solche, die älter als 15 Jahre sind. Das betrifft in Deutschland immerhin 13 Millionen Stück. Diese alten Heizkessel sind meist sehr ineffizient und sollten durch neue effizientere Heizungen ersetzt werden. Welche Möglichkeiten der NAPE für Verbraucher noch bereithält, sehen Sie hier.
Unternehmen: Erfolgsfaktor Energieeffizienz
Neben Verbrauchern haben es auch Unternehmen seit diesem Jahr leichter, Energie effizient einzusetzen. Für Firmen lohnen sich Investitionen in Energieeffizienz gleich mehrfach: Zum einen sparen sie Energiekosten und stärken ihre Wettbewerbsfähigkeit. Zum anderen sparen sie CO2, schonen so das Klima und stellen ihr Geschäftsmodell auf ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Fundament.
Dabei hilft auch das neue Aktionsbündnis „Initiative Energieeffizienz-Netzwerke“ von Bundesregierung und Wirtschaft. Die Initiative soll Unternehmen ermöglichen, beim Thema Energieeffizienz voneinander und miteinander zu lernen. Die Erfahrungen der beteiligten Unternehmen zeigen, dass sich die Teilnahme an einem Netzwerk lohnt. Durch die Netzwerkarbeit entsteht in den Unternehmen ein besseres Verständnis der bestehenden Einsparpotenziale und wie man sie erschließen kann. Energieeffizienz wird so zu einem spannenden Thema für Belegschaften und Management. Die Netzwerkarbeit trägt dazu bei, profitable Investitionen anzustoßen und leistet gleichzeitig einen Beitrag zu Klimaschutz und Energiesicherheit. In diesem Jahr wurden die ersten 25 Netzwerke gegründet. Bis zum Jahr 2020 sollen es 500 sein. Was der NAPE für die Wirtschaft noch bereithält, erfahren Sie hier.
Auch Kommunen können sich an neuen Energieeffizienznetzwerken beteiligen – und so vom Austausch profitieren. Und sie können öffentliche Gebäude noch einfacher als bislang energetisch sanieren. Wie dies funktioniert, und was der NAPE für Kommunen darüber hinaus enthält, zeigt diese Übersicht.
Effizient ins neue Jahr
Und wie geht’s im nächsten Jahr weiter? Zum Beispiel so: Das neue Anreizprogramm Energieeffizienz steht in den Startlöchern. Es soll ab Beginn des Jahres 2016 dabei helfen, ineffiziente, alte Heizkessel durch effiziente neue zu ersetzen und gleichzeitig das Heizungssystem des Gebäudes (etwa die Wärmeverteilung einschließlich des Rohrsystems und der Heizkörper) zu optimieren. Die Kombination aus Heizungsaustausch und Optimierung des Gesamtsystems lohnt sich also gleich doppelt: Die neue Anlage wird optimal eingebunden und es gibt mehr Fördergeld als bei Einzelmaßnahmen.
Darüber hinaus sollen ab 2016 Effizienztechnologien im Rahmen von wettbewerblichen Ausschreibungen gefördert werden. Außerdem sollen besonders energieeffiziente Produkte mit Hilfe der sogenannten „Nationalen Top-Runner-Initiative“ schneller auf den Markt kommen. Als Top-Runner bezeichnet man Produkte, die bereits sehr energieeffizient sind.
Aber das ist längst nicht alles. Was in Sachen Energieeffizienz noch kommt und was bereits gestartet oder umgesetzt ist, zeigt das neue NAPE-Meter.