Energieeffizienz-Netzwerke – gemeinsam zahlt sich aus
Bis 2020 soll der Primär-Energieverbrauch in Deutschland im Vergleich zu 2008 um 20 Prozent sinken. Dafür sind alle gefragt – Bürgerinnen und Bürger im Privathaushalt, Städte und Gemeinden, aber auch Industrie und Gewerbe. Mit dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) hat die Bundesregierung Ende 2014 eine umfassende Strategie für mehr Energieeffizienz verabschiedet. Eine der angekündigten Sofortmaßnahmen startete zeitgleich: die Initiative Energieeffizienz-Netzwerke. Die Bundesregierung und 20 Verbände und Organisationen der Wirtschaft haben vereinbart, bis Ende 2020 rund 500 neue Energieeffizienz-Netzwerke von Unternehmen zu initiieren. Sie sollen substantiell zu den energie- und klimapolitischen Zielen beitragen. Bis zu 75 Petajoule Primärenergie bzw. fünf Millionen Tonnen Treibhausgase könnten dadurch in den nächsten fünf Jahren vermieden werden.
Leuna: Vorreiter-Netzwerk am Chemiestandort gegründet
Mehr Energieeffizienz ist jedoch nicht nur ein wichtiges Ziel der Energiewende, sondern für Unternehmen auch ein zentraler Wettbewerbsvorteil. Schließlich sinken mit dem Energiebedarf auch ihre Energiekosten. Als Vorreiter haben sich die ersten Praktiker bereits zu Netzwerken zusammengeschlossen. Am 30. April unterzeichneten in Leuna (Sachsen-Anhalt) 15 energieintensive Unternehmen im Beisein von Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff die Gründungsvereinbarung für das "Energieeffizienz-Netzwerk Chemiestandort Leuna". "Unser Netzwerk kombiniert die Stärken unserer Partner aus Wissenschaft, energieintensiver Industrie und Energiewirtschaft", so Dr. Christof Günther, Geschäftsführer der InfraLeuna GmbH, die das Netzwerk initiiert hat. Bei der Durchführung wird sie von der Hochschule Merseburg unterstützt.
In seinem Grußwort hob Thorsten Herdan, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, den wertvollen Nutzen der Effizienz-Netzwerke für die Industrie hervor: "Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass sich die Netzwerksarbeit für Unternehmen lohnt. Die Teilnehmer bisheriger Netzwerke konnten ihre Energieproduktivität deutlich schneller als im Durchschnitt der Industrie steigern und signifikante Einsparungen erzielen", sagte er. Der Erfahrungs- und Ideenaustausch mit den Partnern im Netzwerk motiviere die Beteiligten in der Regel zusätzlich. Außerdem bekämen sie durch den regelmäßigen Austausch wichtige Informationen zur Steigerung ihrer Energieeffizienz an die Hand – "Energieeffizienz wird durch die Netzwerksarbeit erlebbar", so Herdan.
Viele Unternehmen bundesweit nehmen das Instrument positiv wahr: So hatten in einer Umfrage unter Mitgliedsunternehmen des Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V (ZVEI) zuletzt 65 Prozent der Befragten Interesse daran geäußert, in Zukunft in einem Effizienz-Netzwerk mitzuarbeiten.
Pflicht zum Energieaudit: Netzwerkarbeit hilft bei Anschlussinvestitionen
Mit der kürzlich in Kraft getretenen Novelle des Energiedienstleistungsgesetzes werden große Unternehmen (in Abgrenzung zu kleinen, kleineren und mittleren Unternehmen) verpflichtet, alle vier Jahre ein Energieaudit durchzuführen. Die Teilnahme an einem Netzwerk versetzt die Praktiker im Unternehmen in die Lage, die Ergebnisse eines Audits oder eines Energiemanagementsystems kompetent zu nutzen, um so auf Basis solider Daten Investitionen in die eigene Energieeffizienz umzusetzen.
Die Bundesregierung unterstützt Unternehmen bei ihren Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz – zum Beispiel profitieren kleine und mittlere Unternehmen von den Förderprogrammen "Energieberatung im Mittelstand" und "Förderung hocheffizienter Querschnittstechnologien". Zum 1. Mai wurde zudem die Förderung von Energiemanagementsystemen verbessert. So wird die Einführung eines DIN-zertifizierten Energiemanagementsystems mit bis zu 6.000 Euro bezuschusst, wer Messtechnik oder Software anschafft, profitiert von maximal 8.000 bzw. 4.000 Euro Zuschuss. Bei einer Erstzertifizierung kann zudem die externe Beratung sowie die Schulung der Mitarbeiter zu Energiebeauftragten gefördert werden. Unternehmen des produzierenden Gewerbes können bei Investitionen zur Steigerung der Energieeffizienz zudem das Programm „Förderung von energieeffizienten und klimaschonenden Produktionsprozessen“ in Anspruch nehmen und darüber bis zu 20 Prozent ihrer Ausgaben finanzieren.
Neuer Online-Auftritt unter www.effizienznetzwerke.org
Seit kurzem ist die neue Online-Präsenz der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke unter www.effizienznetzwerke.org am Netz. Zurzeit findet sich dort zum Beispiel eine Liste aller Ansprechpartner zur Netzwerkinitiative bei den Unterzeichnerverbänden und -organisationen sowie die Telefonnummer einer Kontakthotline für Unternehmen und Netzwerkinitiatoren (0800 934 23 75). In Kürze wird zudem ein Praxis-Leitfaden veröffentlicht, der zeigt, wie Netzwerke gegründet und umgesetzt werden können. Im Rahmen der aktuellen G7-Präsidentschaft Deutschlands wirken Bundesregierung und Wirtschaft darauf hin, die Idee der Energieeffizienz-Netzwerke auch auf internationaler Ebene vorzustellen und zu diskutieren. Damit wollen sie dazu beitragen, die Energieeffizienz der Unternehmen auch weltweit voranzubringen.
Weiterführende Informationen:
- Initiative Energieeffizienz-Netzwerke – die Vereinbarung (PDF)
- Zur Informationsseite der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke
- BAFA: Merkblatt für Energieaudits
- BAFA: Förderung von Energiemanagementsystemen
- Projektträger Karlsruhe: Fördermaßnahme "Energieeffiziente und klimaschonende Produktionsprozesse"
- BAFA: Förderprogramm "Energieberatung im Mittelstand"
- BAFA: Förderprogramm "Investitionszuschüsse zum Einsatz hocheffizienter Querschnittstechnologien im Mittelstand"
- Faktenblatt: "Energieeffizienz-Netzwerke gründen" (PDF)