Energieeffizienz soll zur wichtigsten Säule der Energiewende werden

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel stellt Eckpunkte des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz vor.

Videobeitrag: Sehen Sie hier das Video des dena-Energieeffizienzkongresses (© dena).

Die Energieeffizienz ist der "schlafende Riese" der Energiewende – nun geht es darum, diesen Riesen zu wecken: Die Energieeffizienz dürfe daher gegenüber dem Ausbau der erneuerbaren Energien nicht vernachlässigt werden, sagte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel in seiner Eröffnungsrede zum Energieeffizienzkongress der Deutschen Energie-Agentur (dena) in der vergangenen Woche. Nach der Debatte um die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sei es höchste Zeit, die Energieeffizienz stärker in den Blick zu nehmen: "Wir wollen Energieeffizienz zur wichtigsten Säule der Energiewende ausbauen. Dafür wird die Bundesregierung in Kürze einen Nationalen Aktionsplan vorlegen. Damit gibt die Politik die Richtung vor, aber entscheidend wird das Engagement der Wirtschaft und der Gesellschaft sein."

Die Erhöhung der Energieeffizienz spiele auch für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands eine wichtige Rolle – die Frage, wie viel Energie pro Einheit des Bruttoinlandsprodukts verbraucht wird, könnte im internationalen Standortwettbewerb bald entscheidend werden. "Wer weniger Ressourcen verbraucht und weniger Emissionen ausstößt, verschafft sich einen Kostenvorteil und erhöht seine Wettbewerbsfähigkeit. Und wer hierfür die entsprechenden Produkte und Dienstleistungen zur Verfügung stellt, verfügt über ein überaus zukunftsfähiges Geschäftsmodell", so Gabriel. Durch Effizienz könne man nicht nur Kosten sparen, sondern auch viel Geld verdienen. "Gerade in Zeiten niedriger Zinsen bieten Investitionen in Energieeffizienz eine höhere Rendite als der Kapitalmarkt."

Maßnahmen des NAPE: Informieren – Fördern – Fordern

Vorab fasste Gabriel die Eckpunkte des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz (NAPE) zusammen, den das Bundeskabinett voraussichtlich am 3. Dezember 2014 verabschieden wird. Die Maßnahmen folgen dem Grundsatz "Informieren – Fördern – Fordern", "und zwar in dieser Reihenfolge", so Gabriel. Information und Transparenz seien die Grundlagen einer guten Effizienzpolitik – Wissenslücken verhinderten hingegen oft die nötigen Effizienzmaßnahmen. Die Bundesregierung plant daher, die Programme zur Förderung von Energieberatungen weiterzuentwickeln und einen Schwerpunkt auf die zielgenaue Förderung von Effizienzinvestitionen zu legen. Neben den KfW-Effizienzprogrammen soll auch ein wettbewerbliches Ausschreibungsmodell für die Förderung von Energieeffizienz geschaffen werden, um kreative Lösungen zu ermöglichen. Das Grundprinzip dabei: Gefördert wird nicht – wie in herkömmlichen Förderprogrammen üblich – nach einer festen Förderquote, entscheidend ist vielmehr, welche Maßnahme die meisten Einsparungen erreicht. Diese Maßnahme setzt sich dann im Wettbewerb um die Fördermittel durch.

Zusammen mit den Wirtschaftsverbänden solle eine gemeinsame Erklärung verabschiedet werden, sagte Gabriel, um Energieeffizienznetzwerke zu bilden und in der Fläche zu etablieren. So könnten bestehende Effizienzpotenziale in der Wirtschaft genutzt werden. Zudem ist eine Nationale Top-Runner-Initiative geplant. Der Top-Runner-Ansatz setzt Anreize für Verbraucher, sich für das jeweils effizienteste Gerät seiner Klasse zu entscheiden.

Beckmeyer stellt Eckpunkte der "Energieeffizienz-Strategie Gebäude" vor

Ein Bestandteil des Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz werden zudem die Eckpunkte der "Energieeffizienz-Strategie Gebäude" sein, die der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Uwe Beckmeyer, im Rahmen des dena-Energieeffizienzkongresses präsentierte. "Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen. Dafür müssen wir unsere Anstrengungen verstärken. Denn noch immer ist der Gebäudebereich für knapp 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland sowie für rund 30 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich", sagte Beckmeyer.

Doch egal, ob Gebäudebereich, Unternehmen, Privathaushalte oder Kommunen: Der Erfolg der Energiewende ist maßgeblich mit der Steigerung der Energieeffizienz verknüpft. Mit diesem Thema rückt nun neben der Energieerzeugung auch der Verbrauch in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit – und damit die Frage, wo und wie die erzeugte Energie eingesetzt und genutzt wird. Denn bei der Energiewende geht es nicht nur darum, woher zum Beispiel der Strom stammt, der aus der Steckdose kommt – sondern auch darum, was danach damit passiert. Mit einem intellgenten Mix aus Anreizen, Beratung, Kommunikation und Aufklärung zielt der NAPE darauf ab, Verbraucherinnen und Verbraucher, Wirtschaft und Gesellschaft Lust auf Energieeffizienz zu machen; ein erster Schritt, um das große Potenzial dieses "Riesen" zu heben.

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