Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur © Bundesnetzagentur

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Der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, erklärt im Interview, warum der Netzausbau für die Energiewende wichtig ist, welche Auswirkungen die EEG-Reform auf den Netzausbau haben könnte und wie sich Bürgerinnen und Bürger beim Ausbau der Stromnetze einbringen können.

Herr Homann, warum ist der Netzausbau für die Energiewende so wichtig?
Die Energiewende führt dazu, dass sich die Stromerzeugung deutlich in Richtung Norden verschieben wird. Das liegt daran, dass dort erheblich mehr Windstrom erzeugt wird und gleichzeitig die vor allem im Süden konzentrierten Kernkraftkapazitäten abgebaut werden. Damit die Stromversorgung gesichert bleibt, muss die Netzstruktur entsprechend ausgerichtet werden.

Das Bundeskabinett hat vor kurzem die Eckpunkte für eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) beschlossen. Ändern diese die Grundlage für den Netzausbau?
Natürlich kann sich der Netzausbaubedarf aufgrund einer Umgestaltung der Rahmenbedingungen ändern. Deshalb hat die BNetzA die Übertragungsnetzbetreiber gebeten, entsprechende Sensitivitätsberechnungen vorzunehmen. Allerdings erinnere ich daran, dass wir den Bedarf an Netzausbau, wie er jetzt im Bundesbedarfsplan steht, sehr restriktiv ermittelt haben. Er ist also ziemlich robust gegenüber begrenzten Änderungen des energiewirtschaftlichen Rahmens.

Ganz konkret: Brauchen wir die Stromautobahnen quer durchs Land, wenn die Energieversorgung dezentraler wird?
Dezentrale Erzeugungsanlagen sind im Wesentlichen Windenergieanlagen, Photovoltaikanlagen und Blockheizkraftwerke. Voraussetzung für eine Reduzierung des erforderlichen Netzausbaubedarfs wäre, dass die Einspeisung und der Verbrauch räumlich und zeitlich zusammentreffen und die erzeugte Strommenge am selben Standort zwischengespeichert werden kann.
Keine dieser Voraussetzungen ist auch nur annähernd gegeben. Die Speichertechnologien, die dafür nötig wären, stehen auf absehbare Zeit zu vertretbaren Kosten nicht zur Verfügung. Und die natürliche Verteilung der Erneuerbaren Energien ist eben leider sehr lastfern. Es macht wenig Sinn, im Ruhrgebiet die Stromversorgung mit lokalen Wind- und Solaranlagen sicherstellen zu wollen. Selbst Bayern bewegt sich mittlerweile wieder weg von der Idee, in großem Umfang Windenergieanlagen zu bauen.
Voraussetzung für eine echte dezentrale Erzeugungsstruktur wäre auch, dass Regelenergie und Systemdienstleistungen für die sichere Versorgung lokal/regional zur Verfügung gestellt werden müssten. Auch dies ist überhaupt nicht absehbar; insofern stehen die erneuerbaren Energien noch ganz am Anfang eines langen Weges. Daher ist derzeit nicht von einer Reduzierung des Netzausbaus durch Dezentralisierung auszugehen.

Viele Bürgerinnen und Bürger interessieren sich für den Ausbau der Stromnetze, manche weil sie selbst betroffen sind. Wie können sie sich beim Netzausbau einbringen?
Die Verfahrensschritte sind bewusst so angelegt, dass sich jede Bürgerin und jeder Bürger frühzeitig beteiligen kann, etwa im Rahmen der jährlichen Konsultation zum Szenariorahmen oder bei den Netzentwicklungsplänen mit dem Umweltbericht. Wenn die Pläne konkreter werden, haben die persönlich Betroffenen darüber hinaus weitergehende Mitspracherechte durch umfangreiche Behörden- und Öffentlichkeitsbeteiligung während der Bundesfachplanung und der Planfeststellung. Darüber hinaus bietet die Bundesnetzagentur über die gesetzlichen Anforderungen hinaus umfangreiche Informationsmöglichkeiten, beispielsweise durch unsere sehr stark genutzte Internetseite www.netzausbau.de oder auch durch gezielte Veranstaltungen vor Ort.

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